Konjunktursorgen bremsen Konsum

Der gefühlt hohe Preisauftrieb verdirbt den Deutschen die Kauflaune, analysieren die Marktforscher der GfK. Zudem könnten die Verbraucher noch nicht beurteilen, wie stark eine mögliche US-Rezession die deutsche Wirtschaft träfe.
von  Abendzeitung
In einem Kaufhaus
In einem Kaufhaus © dpa

Der gefühlt hohe Preisauftrieb verdirbt den Deutschen die Kauflaune, analysieren die Marktforscher der GfK. Zudem könnten die Verbraucher noch nicht beurteilen, wie stark eine mögliche US-Rezession die deutsche Wirtschaft träfe.

Die Kauflust der Deutschen kommt nicht in Schwung - die Verbraucher sind weiterhin sehr verunsichert, wie sich aus dem jüngsten Konsumklima-Index des Nürnberger Marktforschungsinstituts GfK ergibt. «Für die Menschen ist nach wie vor keine klare Richtung zu erkennen», sagte der GfK-Chef Klaus Wübbenhorst am Mittwoch. «Angesichts der Nachwehen der US- Hypothekenkrise, der instabilen konjunkturellen Entwicklung in den USA und der gefühlten hohen Inflation sind die Deutschen derzeit eher vorsichtig in ihrem Ausgabenverhalten.»

Die Verbraucher können der GfK zufolge nach wie vor nur schwer erkennen, inwieweit die deutsche Wirtschaft von einer eventuellen Rezession in den USA in Mitleidenschaft gezogen würde. Angesichts der anhaltenden Risiken werde das Institut seine bisherige Prognose von einem Konsumwachstum von bis zu 1,5 Prozent in diesem Jahr «auf jeden Fall auf den Prüfstand stellen», kündigte Wübbenhorst an. Die Entwicklung im nächsten Monat werde sehr genau beobachtet. Zwar sieht die GfK positive Signale für die Konsumlust in Deutschland - etwa die niedrige Arbeitslosigkeit und die jüngsten Tarifabschlüsse in der Metallbranche. Der Aufschwung komme zwar in Form steigender Löhne bei den Verbrauchern an, meinte Wübbenhorst. Die Angst, dass die Tarifabschlüsse durch deutliche Preissteigerungen wieder zunichtegemacht werden, sei aber nach wie vor spürbar. So stieg der von der GfK berechnete Indikator für die Einkommenserwartung der Verbraucher im Februar zwar um 4,2 Punkte auf minus 0,5 Punkte. Die Anschaffungsneigung sank dagegen um 6,2 Punkte auf minus 15,0 Punkte.

Gefühlte Inflation hoch

Dennoch gab sich Wübbenhorst vorsichtig optimistisch: «Wenn sich die Rahmenbedingungen weiter positiv entwickeln, gibt es gute Chancen, dass der Konsum im zweiten Halbjahr durchstartet», sagte der GfK-Chef. «Ich hoffe, dass die tatsächliche Inflation niedriger ausfällt als die gefühlte und sich die Stimmung der Verbraucher aufhellt.» Derzeit herrscht bei den Verbrauchern weiterhin das Gefühl einer hohen Inflation - vor allem bestärkt durch steigende Priese für Lebensmittel und Energie. «Das sind Erhöhungen, die die Menschen täglich spüren, das ist Gift für den Konsum», sagte Wübbenhorst. Für den Monat März hatte die GfK ein Konsumklima von 4,5 Punkten berechnet, also einen zum Vormonat unveränderten Wert. Volkswirte hatten sogar mit einem leichten Rückgang auf 4,4 Zähler gerechnet. Für den Konsumklima-Index befragt die GfK monatlich 2000 Verbraucher. Auch die Experten der UniCredit sehen derzeit keine klare Richtung für die Konsumstimmung. «Das Tauziehen zwischen Inflationssorgen und der Aussicht auf steigende Einkommen dürfte nicht rasch entschieden werden», heißt es in einer Studie des Bankhauses. Das GfK-Barometer stagniere praktisch schon seit November auf einem vergleichsweise niedrigen Niveau.

Deutsche legen mehr Geld zurück

Der private Konsum hatte sich zum Jahresausklang 2007 enttäuschend entwickelt. Die Ausgaben gingen im vierten Quartal gegenüber den drei Monaten zuvor um 0,8 Prozent zurück. Das sorgte für eine deutliche Abbremsung der Konjunktur: Die deutsche Wirtschaft wuchs im Schlussquartal 2007 nur noch um 0,3 Prozent nach 0,7 Prozent im dritten Quartal. Zugleich legten die Deutschen zwischen Oktober und Dezember 9,7 Prozent ihres verfügbaren Einkommens auf die hohe Kante - das ist die höchste Sparquote seit 1994. Trotz eines generell schwierigeren Umfeldes für die Wirtschaft in Deutschland hält GfK-Chef Wübbenhorst aber nicht viel von klassischen Konjunkturprogrammen: «Deutschland braucht vor allem eine Fortsetzung der Strukturreformen.» Ein Konjunkturprogramm sei nur dann sinnvoll, wenn es nachhaltig sei und nicht nur auf den Wähler schiele, betonte Wübbenhorst. «Wichtiger als zusätzlich Geld auszugeben ist die Frage, wie man die Abgabenlasten und die Lohnnebenkosten weiter senkt und das Vertrauen der Bürger fördert.» (nz)

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