Kommt ein Packerl geflogen
Paketzulieferer überlegen sich immer wieder neue Ideen, wie sie ihre Fracht an den Mann und die Frau bringen.
Mit dem Online-Handel boomt der Paketversand. Wer hier schnell und zuverlässig ist, ist klar im Vorteil. Denn die Konkurrenz schläft nicht. Kein Wunder also, dass sich Zulieferdienste und Online-Anbieter mit neuen Ideen überschlagen, wie sie ihre Fracht am schnellsten und unkompliziertesten an den Mann und die Frau bringen können. Denn vor allem Berufstätige sind so gut wie nie zu Hause, wenn der Postmann zweimal klingelt. Hier braucht es innovative Lösungen.
Paketshops und Packstationen sind zwar weiterhin das Rückgrat der Zustellernetze, doch sie werden inzwischen ergänzt durch eine Fülle neuer Formen und Formate. Ein kleiner Überblick, wie sich in den vergangenen Jahren die Paketzustellung verändert hat und was sich in Zukunft noch tun wird:
Paketkästen
Das Paket beim Nachbarn abholen oder in der nächsten Postfiliale? Das kann nervig sein. Um Kunden das zu ersparen, vermarktet die Post seit mittlerweile zwei Jahren die Paketkästen. Die hat Brief-Chef Jürgen Gerdes einmal sogar als „größte Erfindung seit dem Briefkasten“ bezeichnet.
- Das Prinzip: Das Ganze ist praktisch eine eigene, private Paketstation. Der Kasten aus Metall kann an der Hauswand oder auch frei stehend im Garten montiert werden. Sowohl der Postzusteller als auch der Nutzer selbst erhalten dafür jeweils einen Schlüsselchip. Damit das Ganze funktioniert und man Pakete auch ohne Unterschrift empfangen kann, muss man sich vorher beim Paketdienstleister der Post, also bei DHL, registrieren lassen. Der Kasten kann dann auch für Retour-Sendungen benutzt werden. Der Nachteil: Der Paketkasten kann nur für Sendungen der Deutschen Post verwendet werden.
- Die Kosten: Ein Paketkasten von DHL kann ab 1,99 Euro im Monat gemietet werden. Der Preis hängt unter anderem davon ab, welches Kastenmodell ausgewählt wird. l Die Unibox: Vom Prinzip der Paketbox ist auch die DHL-Konkurrenz überzeugt. Der Kampf um den Kasten im Vorgarten hat somit bereits begonnen. Deshalb werden die Wettbewerber GLS, DPD und Hermes voraussichtlich in der zweiten Jahreshälfte mit einem Konkurrenzprodukt an den Start gehen: der Unibox.
Paketbutler
Ähnlich wie ein Paketkasten funktioniert der Paketbutler – eine abschließbare Tasche, in der Pakete verstaut werden. Er wurde von der Telekom entwickelt.
- Das Prinzip: Auch hier haben Nutzer und Paketbote einen Zugangschip. Das Ganze ist ebenfalls nur für DHL-Kunden nutzbar. Der Vorteil gegenüber dem Paketkasten: Er ist nicht fest montiert, sondern kann nur dann vor die Haus- oder Wohnungstür gestellt werden, wenn man tatsächlich ein Paket erwartet. Für Wohnungen ist diese Lösung somit etwas praktikabler. Zum Schutz vor Diebstählen hat der Paketbutler ein langes Band mit Metallkern, das in die Türzarge eingeklemmt werden muss.
- Die Kosten: Der Paketbutler kostet einmalig 100 Euro.
Paketdrohnen
Sie sind noch immer in der Testphase, zählen aber derzeit zur spektakulärsten aller zukünftigen Zustellformen: die Paketdrohnen.
- Das Prinzip: Pakete werden per Minihubschrauber zu einer Lieferadresse gebracht. Die Idee wurde von Amazon in den USA vorangetrieben. Wie genau das Ganze in der Praxis funktionieren und wer diese Art der Zustellung nutzen wird und kann, das wird sich erst nach der Testphase zeigen.
- Die Testphase: Amazon startete vor einem Jahr in den USA mit einem Minihubschrauber einen ersten Versuch. Die Deutsche Post gilt als Vorreiter in Deutschland. Der erste Paketflieger überquerte bereits den Rhein in unmittelbarer Nähe der Bonner Konzernzentrale. Später erfolgte ein Testflug auf die Insel Juist. Bis Ende März testet die Post nun die zweite Generation der Drohne zwischen Reit im Winkl und dem beliebten Skigebiet der Winklmoosalm (AZ berichtete). Ein ähnliches Modell mit einem Lieferterminal hatte der Wettbewerber DPD, der zur französischen La Poste gehört, im vergangenen Herbst in der Schweiz erprobt.
- Das Einsatzgebiet: Dass künftig in Deutschland in fast jedem Vorgarten eine Paketdrohne landen wird, ist eher unwahrscheinlich. Denn die Deutsche Post betont, dass es tatsächlich nur darum geht, mit Hilfe von Drohnen auch unzugänglichere Orte leichter beliefert werden können. „Die Drohnentechnologie leistet einen Beitrag zur Erweiterung von Logistiknetzwerken durch die Überwindung großer Hindernisse“, heißt es in einer Mitteilung von DPD. So sieht das auch Dirk Klasen von der Deutschen Post: Im Fokus stehen schwer zugängliche Orte wie Inseln oder Bergregionen, aber keinesfalls die Regelzustellung.
Crowd Sourcing
Diese Idee kommt aus den USA und bedeutet im Grunde nichts anderes, als dass Aufgaben nicht mehr nur von einem bestimmten Dienstleister ausgeführt werden, sondern sie von der breiten Masse (englisch: „crowd“) erledigt werden können. Heißt: Jeder kann Paketbote werden. Auch diese Form der Zustellung ist noch in der Testphase.
- Das Prinzip: Die Idee dahinter ist, dass in einer Großstadt täglich immer wieder viele Menschen zu verschiedenen Orten unterwegs sind und diese Wege für die Paketzustellung zu nutzen. Empfänger und Zusteller sind dazu über eine Internetplattform verbunden, in der man sich registrieren kann. Der Empfänger kann nach seiner Online-Bestellung Zeitpunkt und Ort für die Lieferung angeben. Wer als Zusteller registriert ist, sieht diese Daten und kann er sich für diese Lieferung registrieren.
- Die Testphase: Auch die Post-Tochter DHL hat diese Art der Zustellung schon einmal getestet. In Stockholm wurde das Ganze über die Internet-Plattform „MyWays“ abgewickelt. Laut Angaben des Unternehmens liefen die Tests gut.
Kofferraum-Post
Gemeinsam mit Audi und Amazon erprobt die Post derzeit in München den mobilen Zustellpunkt im Fahrzeug. Auch die österreichische Post ist bei der Kofferraumlogistik am Ball. Mit VW und T-Systems läuft seit vergangenem Herbst ein Feldversuch.
- Das Prinzip: Der Kofferraum wird zum mobilen Paketkasten. Der Nutzer muss bei der Bestellung den ungefähren Standort seines Fahrzeugs angeben. Der Zusteller bekommt danach mit Zustimmung des Besitzers die exakte Position des Fahrzeugs über den Dienst „Audi Connect“ übermittelt. Der Zugang zum Kofferraum per Code ist auf einen kurzen Zeitraum begrenzt und an die Bestellung gebunden. Wird der Kofferraum geschlossen, ist er wieder verriegelt.
- Die Kosten: Ist der Test erfolgreich, will Amazon diese Art der Zustellung für Kunden des Zusatzdienstes „Amazon Prime“ zugänglich machen. Der kostet im Jahr 50 Euro.
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