Kommentar: Fair verurteilen

Strafen und erziehen ist nicht das Gleiche. Georg Thanscheidt, der Vize-Chefredakteur der AZ, über den Mordprozess Dominik Brunner.

Dominik Brunner wurde aus ihrer Mitte gerissen – jetzt hat der Bürgermeister von Ergoldsbach, Brunners Heimatgemeinde, die Ansprüche der Angehörigen, aber auch der Öffentlichkeit formuliert: „Ich erwarte eine faire Bestrafung der Täter“, sagt Ludwig Robold. Er weiß: „Kein Urteil kann Dominik Brunner wieder lebendig machen“ – aber Robold beschreibt das Spannungsfeld, in dem der Münchner Jugendrichter Reinhold Baier ab Dienstag sein Urteil finden und fällen muss: Wie schwer wiegt die Schuld, die Sebastian L. und Markus Sch. an diesem Samstag vor zehn Monaten auf sich geladen haben? Wie groß ist die Gefahr, die von beiden Tätern auch künftig ausgehen wird? Und wie soll da eine „faire Bestrafung“ aussehen?

Sebastian L. war zur Tatzeit minderjährig – die Schwere der Tat lässt eine Verurteilung zur Höchststrafe von zehn Jahren möglich, ja gar sinnvoll erscheinen. Allerdings soll eine Verurteilung durch ein Jugendgericht nicht nur strafen, sondern auch erziehen. Und das ist – entgegen landläufiger Meinung – nicht das Gleiche. Ihm muss also die Chance gegeben werden, sich zu ändern, zu bessern.

Das trifft auch auf Markus Sch. zu – erst recht, wenn der Volljährige – was möglich ist – zu einer Jugendstrafe verurteilt werden sollte. Aber auch dann, wenn er sich nach Erwachsenenstrafrecht verantworten muss. „Ich hoffe, dass die Jugendlichen eine neue Chance bekommen“, sagt Bürgermeister Robold. Das zeugt von Fairness, auch wenn es für manchen schwer verständlich sein mag.