Kommentar: Der Hauptgewinn

"Ein Leben als Polit-Rentner mit 50 – das kann es auch nicht sein": Arno Makowsky, der AZ-Chefredakteur, über die Praxis der politischen „Sofortrente“.
von  Abendzeitung

"Ein Leben als Polit-Rentner mit 50 – das kann es auch nicht sein": Arno Makowsky, der AZ-Chefredakteur, über die Praxis der politischen „Sofortrente“.

5000 Euro Sofortrente! Das klingt, als würde eine dieser Nervensägen von „Neun live“ den Hauptgewinn eines idiotischen Ratespiels anpreisen. Dabei handelt es sich bei der Sofortrente um eine übliche Praxis im politischen Geschäft: Verliert ein Politiker oder politischer Beamter seinen Job, wird ihm das mit einer sehr angenehmen Pension versüßt. So darf Udo Nagel, bisheriger Hamburger Innensenator und früherer Münchner Vorzeige-Polizist, mit 5000 Euro im Monat rechnen.

Auch die fränkische Polit-Komödiantin Gabriele Pauli wäre am Ende ihrer Zeit als Fürther Landrätin wohl geräuschlos mit monatlichen 3800 Euro abgefunden worden. Nur weil sie es sich mit praktisch allen Parteien verdorben hat, wurde ihre Sofortrente im Kreistag blockiert und die Auszahlung auf das 63. Lebensjahr verschoben. Das mag ungerecht sein (weil die sofortige Auszahlung bei Landräten normalerweise üblich ist) – ist in der Sache aber vollkommen richtig.

Es wäre populistisch zu kritisieren, dass die Pension bei Spitzenbeamten und Politikern höher ausfällt als bei normalen Pensionären und Rentnern. Schließlich handelt es sich um Jobs auf dem Schleudersitz, deren Risiko abgefedert werden muss. Aber kann es richtig sein, Polit-Rentnern im Alter von 50 eine monatliches Salär zu geben, das ihnen ein sorgenfreies Leben ermöglicht, ohne sich um eine neue Beschäftigung kümmern zu müssen? Udo Nagel lebt ja jetzt wieder in München. Vielleicht könnte er im Polizeipräsidium mal nachfragen, ob es dort eine sinnvolle Verwendung für ihn gibt.

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