Kirch-Prozess: Deutsche Bank muss zahlen

Das Geldhaus war nach Ansicht der Richter mit schuld an der Pleite des Medienimperiums von Leo Kirch. Sein Anwalt Peter Gauweiler bekommt ein Millionen-Honorar.
Annette Zoch |
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"Das ist ein sehr, sehr großer Erfolg", sagt Kirch-Anwalt Peter Gauweiler.
AP "Das ist ein sehr, sehr großer Erfolg", sagt Kirch-Anwalt Peter Gauweiler.

MÜNCHEN Herbe Niederlage für die Deutsche Bank: Das Oberlandesgericht München hat das Geldhaus am Freitag zu Schadenersatz an die Kirch-Erben verurteilt. Die Höhe ließen die Richter offen: Die Summe soll von zwei Gutachtern bestimmt werden, die noch benannt werden müssen. Das Gericht hatte den Schaden auf eine Höhe von 120 Millionen bis 1,5 Milliarden Euro beziffert. Kirchs Anwälte hatten die Bank auf mehr als zwei Milliarden Euro verklagt. Eine Revision ist nicht zugelassen.

Damit ist ein spektakulärer Rechtsstreit zu Ende gegangen, der die deutsche Justiz seit über einem Jahrzehnt in Atem gehalten hat. Der inzwischen verstorbene Medienzar Leo Kirch hatte der Bank vorgeworfen, am Untergang seines Konzerns schuld gewesen zu sein. Grund: Der damalige Bankchef Rolf Breuer hatte 2002 wenige Wochen vor dem Zusammenbruch der Kirch-Gruppe die Kreditwürdigkeit des Medienunternehmers angezweifelt. Für Kirch war dies der Auslöser.

Dieser Argumentation folgte auch das Gericht: Richter Guido Kotschy bekräftigte seinen Eindruck, dass Breuer Anfang 2002 den vor der Pleite stehenden Medienzaren öffentlich unter Druck gesetzt hatte, um einen Sanierungsauftrag für die Bank zu ergattern. Damit könnte er Kirch vorsätzlich rechtswidrig geschadet haben.

Breuer hatte stets argumentiert, er habe nur Bekanntes ausgesprochen. Auch ohne sein Interview wäre der mit 6,5 Milliarden Euro verschuldete Konzern pleite gegangen.

Freuen kann sich neben Familie Kirch ihr Rechtsanwalt, der Münchner CSU-Bundestagsabgeordnete Peter Gauweiler: „Das ist ein sehr, sehr großer Erfolg“, sagte Gauweiler gestern. Seine Kanzlei hat in einem beispiellosen Prozess-Krieg das mächtige Finanzinstitut in die Knie gezwungen. Mindestens zehn Millionen Euro sollen für Gauweiler bei dem Rechtsstreit rausgesprungen sein. Er selbst schweigt über sein Honorar.

Kirch selbst erlebte den späten Sieg nicht mehr: Er starb Mitte 2011. Wenige Monate vorher trat er selbst noch schwer krank im Rollstuhl vor Gericht als Zeuge auf. Seine Erben führten den Prozess weiter. Zahlreiche prominente Zeugen waren in dem Verfahren aufgetreten, darunter Verlegerin Friede Springer, Ex-Deutsche-Bank-Chef Josef Ackermann oder der Ex-Bertelsmann-Vorstandschef Thomas Middelhoff.

Die Möglichkeit eines außergerichtlichen Vergleichs hatte die Deutsche Bank mehrfach ausgeschlagen: Erst im März lehnte das Finanzinstitut den Vorschlag ab, an Kirch-Erben und Gläubiger 800 Millionen Euro zu zahlen.

Bei der Sitzung des Gerichts im November hatten Prozessbeobachter bereits mit einem Urteil gerechnet. Die Richter gaben den Parteien aber erneut Gelegenheit für einen Vergleich – doch von der Bank kam kein Angebot mehr. Jetzt wird’s teuer. Die Aktien der Bank rauschten nach dem Urteil um zweieinhalb Prozent ab. Die Deutsche Bank prüft eine Anfechtung des Urteils vor dem Bundesgerichtshof.

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