Kindische Mätzchen

Mit infantilem Fingerhakeln fördern Parteien den Politikverdruss - Markus Jox über die Auswirkungen der Hessen-Wahl auf die Bundespolitik.
von  Abendzeitung

Mit infantilem Fingerhakeln fördern Parteien den Politikverdruss - Markus Jox über die Auswirkungen der Hessen-Wahl auf die Bundespolitik.

Kaum ist die Hessen-Schlacht geschlagen, fangen sie schon wieder mit ihren faden Mätzchen an, die Riesenwahlkämpfer in den Chefetagen der deutschen Parteien.

„Der Spuk ist vorbei“, tönt der selbst in Hessen unpopuläre Roland Koch – als wäre sein Land soeben nur knapp dem Leibhaftigen entkommen.

Gebetsmühlenartig verbreiten CDU und FDP den Schmarrn, dass das „bürgerliche Lager“ in Deutschland wieder eine Mehrheit habe. Doch was ist bitte heutzutage bürgerlich? Ist Frau Merkel bürgerlicher als Herr Steinmeier? Wählen Kleinbürger eher FDP als SPD? Und was ist mit grünen Öko-Spießbürgern?

Die anderen Parteien sind keinen Deut besser: Trotzig verbreiten die Sozis die Mär, die Hessenwahl sei in Wiesbaden vergeigt worden und nirgendwo sonst. Dabei haben von Beck über Münte bis Steinmeier alle mitgestrickt an der fatalen und falschen Strategie, die Linke im Bund zu verteufeln und in den Ländern zu liebkosen.

FDP-Chef Westerwelle meint sich der Union anbiedern zu müssen, indem er geckenhaft mit den liberalen Muskeln spielt. Und die Grünen fordern kindisch den Rückzug des soeben demokratisch im Amt bestätigten Ministerpräsidenten Koch.

Die Parteien sind so mit ihren Fingerhakeleien beschäftigt, dass sie das eigentliche Problem munter verdrängen: Gerade noch 60 Prozent der Hessen sind zur Wahl gegangen.

Leider tut die Politik derzeit wenig dafür, die Zahl der Politikverdrossenen bis zur Bundestagswahl deutlich zu verringern. Die Quittung dafür könnte ein gestärkter Linkspopulismus sein – und eine Fortsetzung der großen Koalition.

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