Kemmer will Jobs streichen - Landesbanker in Aufruhr

Weil BayernLB-Vorstandschef Michael Kemmer mit Kündigungen droht, zeigt der Personalrat Zähne: „Dazu werden wir unsere Hand nicht reichen.“ Jobangst schlägt auf die Stimmung im Haus durch
MÜNCHEN Der 24. Oktober 2008 ist mittlerweile verdammt lang her. Damals protestierten die Beschäftigten der BayernLB für ihren Vorstandschef Michael Kemmer, der kurz vor seiner Entlassung stand. Mittlerweile scheint das Verhältnis zwischen Kemmer und den Angestellten abgekühlt, denn Kemmer dankt seinen Bankern die Solidarität aktuell mit der schlimmsten Drohung schlechthin: Betriebsbedingte Kündigungen will er „nicht ausschließen“.
Die BayernLB wird zurechtgeschrumpft, das heißt unter anderem: In der Kernbank sollen 1000 Stellen wegfallen, rund 500 Mitarbeiter ließen sich bereits auf Aufhebungsverträge ein. „Das geht vom Juristen über Service-Dienstleistungen bis zum Backoffice“, berichtet Personalratschef Diethard Irrgang. Noch, sagt er, sei der Druck auf Beschäftigte, ihren Hut zu nehmen, gering. Allerdings dürfte es für die Bereichsleiter der Bank zunehmend schwieriger werden, freiwillige Ausstiegskandidaten zu finden. „Ich kann mir nicht vorstellen, dass das völlig ohne Druck geht.“
Aber Kündigungen? Da hört für Irrgang die Freundschaft mit dem Top-Management auf. „Ich will das nicht. Dazu werden wir unsere Hand nicht reichen“, sagt er.
Wegen 30 Angestellten "den Knüppel herausholen"?
Soll Kemmer doch auf der Bilanz-Pressekonferenz markige Worte sprechen – Irrgang weiß, dass sich das Management schwer tun wird, tatsächlich betriebsbedingte Kündigungen auszusprechen. Bevor der erste Blaue Brief rausgeht, muss ein Sozialplan aufgestellt werden. Der juristische Aufwand ist beachtlich, die Feinheiten der Sozialauswahl beschäftigten in solchen Fällen gerne über Monate hinweg die Arbeitsgerichte, und selbst den erfahrensten Firmen-Juristen unterlaufen bei Kündigungen immer wieder Fehler. Irrgang hegt deswegen Zweifel, ob die Bankspitze am Ende „wegen 20 oder 30 Köpfen tatsächlich den großen Knüppel herausholen wird“.
Noch geht es aber um mehr als um 20 oder 30 Beschäftigte. Zum Glück für die Landesbanker schützen ihre Arbeitsverträge, vor allem bei älteren Angestellten, recht gut vor Kündigungen. Das liegt an der zusätzlichen Altersversorgung der Bank, sagt Diethard Irrgang. Ihre Zusagen für Zahlungen in ihre Sicherungssysteme könne die BayernLB nicht einfach kassieren.
Trotzdem ist Unruhe in der Belegschaft – so große Unruhe, dass Irrgang für den kommenden Dienstag auf drängende Bitten der Beschäftigten hin eine Personalversammlung einberufen hat. Bei dem Treffen wird es womöglich nicht nur harmonisch zugehen. Das Wir-Gefühl des vergangenen Herbstes ist dahin. Irrgang spricht von einer „Entsolidarisierung“ unter den Beschäftigten, von „großer Unruhe“. „Jeder sieht nur noch auf sich. Es interessiert ihn nicht, ob es dem anderen gut geht.“
Susanne Stephan