Keine Besserung bei den Banken in Sicht: Durchgefallen!

BERLIN - Haben die Banken aus der Krise gelernt? Stiftung Warentest nimmt die Geldinstitute unter die Lupe. Das Ergebnis erschreckt: Die Kundenberatung ist sogar noch schlechter geworden
Sie haben hoch und heilig Besserung versprochen, wollten sich nach der Krise an die eigene Nase fassen. Um dem Nachdruck zu verleihen, schrieb Berlin den Banken Gesprächsprotokolle vor. Seit Januar muss festgehalten werden, mit welchem Anliegen der Kunde in die Filiale kam und was ihm empfohlen wird. Was hat das gebracht? Anscheinend nichts.
Die Stiftung Warentest hat die Anlageberatung bei Geldinstituten in Deutschland überprüft. Das Ergebnis: erschreckend. Die Beratung ist sogar noch schlechter geworden. Nach Testbesuchen in 21 Banken, Volksbanken und Sparkassen bekamen sechs die Note „mangelhaft“. Die Note „gut“ wurde gar nicht vergeben. Das Ergebnis sei „jämmerlich“.
„Verantwortlich für die schlechten Noten sind flächendeckende Verstöße gegen das Wertpapierhandelsgesetz“, sagte Hermann-Josef Tenhagen, Chefredakteur der Zeitschrift „Finanztest“. Geldinstitute müssen seit Jahresbeginn ein Beratungsprotokoll erstellen, wenn die Rede auf Wertpapiere kommt. In der Untersuchung, für die 146 Beratungsgespräche in Filialen geführt wurden, sei dies 126 mal der Fall gewesen. Bei mehr als der Hälfte der Termine habe es kein Protokoll gegeben – obwohl danach gefragt wurde.
Weitere Fragen an die Kunden, die gesetzlich vorgeschrieben sind, hätten die Berater nun häufiger gestellt als bei der vorigen Studie.
„Trotzdem sind die Banken noch weit von einem guten Ergebnis entfernt“, sagte Tenhagen. Rund ein Drittel der Testkunden seien etwa nicht nach Einkommen, Vermögensverhältnissen oder Ausbildung befragt worden. Im Test wurde danach gefragt, 35 000 Euro für zehn Jahre anzulegen. Am Ende sollte die Summe auf jeden Fall wieder da sein.
Insgesamt schnitten die Geldhäuser noch schlechter ab als 2009. Damals bekamen zwei das Urteil „mangelhaft“. Stiftung Warentest fordert mehr Kontrollen und Sanktionen bei Verstößen. Der Bundesverband der Verbraucherzentralen fordert: „Ohne klare gesetzliche Vorgaben und effektive Kontrollen durch die Finanzaufsicht wird sich an der Qualität der Anlageberatung durch Banken und Finanzvermittler nichts ändern.“
Banken und Sparkassen räumen Defizite ein. Es gebe „bei der Handhabung von Protokollen nach einer Wertpapieranlageberatung von Neukunden offenbar noch deutlichen Nachholbedarf“. Verbraucherministerin Ilse Aigner (CSU) warnt die Institute vor Ignoranz. „Einige Banken glauben eben noch immer, sie könnten die Wünsche und Vorstellungen ihrer Kunden ignorieren. Es kann nicht sein, dass gerade in den Beratungsgesprächen gesetzliche Vorgaben teilweise bewusst umgangen werden.“ cl