Kein Signal
Köhlers Sieg taugt nicht als Feder am Hut von Union und FDP. AZ-Redakteur Markus Jox über die Wahl des Bundespräsidenten.
Herzlichen Glückwunsch, Horst Köhler! Der Schwabe, der es geschafft hat, in fünf Jahren vom unbekannten Finanzbürokraten zu einem Bundespräsidenten zu reifen, darf eine weitere Amtsperiode in Schloss Bellevue residieren. Dass der freundliche, aber wenig charismatische Köhler es gleich im ersten Wahlgang gepackt hat, sollten sich Union und FDP jetzt aber nicht wie eine hübsche Feder an ihren Hut stecken.
Erstens genießt der Amtsinhaber auch breite Sympathien im rot-grünen Lager. Zweitens zeugt es von wenig Respekt vor dem Staatsoberhaupt, nach der Wahl mit Triumphgeheul Köhler zum schwarz-gelben Maskottchen zu machen. Und drittens käme auch niemand auf die Idee, jetzt von einem Signal für Jamaika zu schwadronieren, weil die ein oder andere Grüne Köhler mitgewählt hat.
Aufatmen dürften allen Krokodilstränen für ihre Kandidatin zum Trotz die Sozialdemokraten: Nachdem Müntefering und Steinmeier gelobt haben, auf Bundesebene bis 2013 nicht mit den Linken gemeinsame Sache zu machen, hätte sie eineWahl Schwans mit den Stimmen Lafontaines und Gysis den letzten Rest an Glaubwürdigkeit gekostet. Am Ende ihrer durchaus respektablen Tournee durch das Land hat es Schwan Köhler allerdings leicht gemacht: Während sie sich mit Einlassungen zur DDR als Nicht-so-wirklich-Unrechtsstaat verhedderte, hielt der Bundespräsident ein engagiertes Plädoyer für eine ökologisch-industrielle Revolution als Ausweg aus der Krise.
Und blickte in die Zukunft statt in die Vergangenheit. Sorry, Gesine Schwan.