Kein Heilsbringer
Volker ter Haseborg über die Sehnsucht vieler Sozialdemokraten nach dem Ex-Parteichef Franz Müntefering. Seit Müntefering angedeutet hat, dass er bei den Sozis wieder an vorderster Front mitmischen will, sehen viele in der Partei in ihm den Heilsbringer für die gegenwärtige Führungskrise.
Hurra, der Franz ist wieder da! Er wird kommen, um die SPD zu erlösen! Er wird den glücklosen Kurt Beck als Parteichef ablösen und danach die Bundestagswahlen gewinnen! So denken viele – zumindest in der SPD. Seit Müntefering angedeutet hat, dass er bei den Sozis wieder an vorderster Front mitmischen will, sehen viele in der Partei in ihm den Heilsbringer für die gegenwärtige Führungskrise. Aber ist Müntefering wirklich ein Heilsbringer?
Die SPD ist tief gespalten – hier der rechte Flügel, der Schröders Agenda 2010 preist, da der linke Flügel mit ihrer Galionsfigur Ypsilanti, die gern mit der Linkspartei flirtet. Kann Müntefering da versöhnen?Wohl kaum. Vor allem nicht, weil er selbst in die Flügel-Kämpfe verwickelt ist. Als Parteichef ist er zurückgetreten, weil die SPD-Linken seinen Generalsekretärs-Kandidaten nicht wollten. Vorstöße Münteferings, den Agenda- Kurs fortzuführen, wurden zuletzt blockiert – von den eigenen Parteifreunden. Auch seine 24-seitige Streitschrift vom Frühjahr dieses Jahres, in dem er die Genossen aufforderte, eine Zusammenarbeit mit der Linken auch nach 2009 kategorisch auszuschließen, blieb unberücksichtigt.
Franz Müntefering, der kantige Sauerländer, hat zwei Vorteile gegenüber Kurt Beck: Er kennt sich zum einen in Berlin aus, beherrscht das Spiel mit der Hauptstadt-Presse, beherrscht alle Tricks aus dem Parteien-Apparat. Zum anderen ist er glaubwürdig, steht für seine Ideale. Ein guter Berater ist er damit allemal. Aber der Heilsbringer, den viele jetzt in ihm sehen, ist er nicht.
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