Kaufrausch im Konjunkturtal

Deutschland steckt in der Rezession. Die Verbraucher lässt das aber kalt. Weihnachten steht vor der Tür - und das hebt die Stimmung, sagt der Konsumforscher Rolf Bürkl im AZ-Interview.
von  Abendzeitung

NÜRNBERG - Deutschland steckt in der Rezession. Die Verbraucher lässt das aber kalt. Weihnachten steht vor der Tür - und das hebt die Stimmung, sagt der Konsumforscher Rolf Bürkl im AZ-Interview.

Die Barbie-Puppe ist noch immer der Renner. Und auch Lego-Steine und Playmobil liegen heuer als Geschenke wieder unterm Weihnachtsbaum – allerdings wohl nicht mehr ganz so oft wie letztes Jahr. Durchschnittlich wollen Eltern heuer 306 Euro pro Kind für Weihnachtsgeschenke ausgegeben. Das sind 22 Euro weniger als 2008, so eine Umfrage des Online-Spielwarenhändlers Mytoys.de.

Die Zurückhaltung der Eltern beim Geschenkekauf ist verständlich. Denn Deutschland steckt in der Rezession. Das bestätigte das Statistische Bundesamt gestern offiziell. Im dritten Quartal schrumpfte die Wirtschaft um 0,5 Prozent. Doch trotz Flaute und Vorsicht: Insgesamt lassen sich die Deutschen die Weihnachts-Kauflaune nicht verderben. Im Gegenteil: Das Konsumklima im Dezember ist gestiegen, teilte die Gesellschaft für Konsumforschung mit.

AZ: Herr Bürkl, Deutschland steckt in der Rezession. Wo kommt da die Kauflust her?

ROLF BÜRKL: Vor allem daher, dass derzeit vieles billiger wird. Einige Lebensmittel wie Milch etwa. Vor allem aber die Energie, also Benzin oder Heizöl. Da bleibt beim Budget eben etwas übrig für Weihnachtskäufe. Außerdem bekommen viele Arbeitnehmer in diesen Tagen ihr Weihnachtsgeld ausbezahlt. Auch das hebt die Kauflaune.

Die Flaute lässt die Verbraucher kalt?

Das nicht. Man sieht das daran, dass die Konjunkturerwartungen auf einem Tiefpunkt angelangt sind. Den Verbrauchern ist bewusst, dass die Wirtschaft schlecht läuft – aber sie spüren es noch nicht.

Bricht die Kauflaune also im nächsten Jahr ein?

Nicht zwingend. Es hängt vor allem von der Entwicklung auf dem Arbeitsmarkt ab. Wir gehen davon aus, dass die Arbeitslosenzahl 2009 nicht so stark zunehmen wird, wie in vorherigen Rezessionen. Dann würde sich auch der Konsum noch ganz gut entwickeln. Wir gehen bislang sogar von einem leichten Zuwachs aus.

Andreas Jalsovec

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