Kaufhof-Karstadt-Fusion: Der Geheim-Plan von Benko

Der Kaufvertrag für die Fusion mit Karstadt steht. Für eine Sanierung soll die angeschlagene Warenhauskette bis zu 300 Millionen Euro bekommen – ein Großteil davon für Abfindungen.
Julia Sextl |
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Karstadt-Eigentümer René Benko (l.) mit seiner Frau Nathalie in Kitzbühel Anfang des Jahres.
imago Karstadt-Eigentümer René Benko (l.) mit seiner Frau Nathalie in Kitzbühel Anfang des Jahres.

Diese Woche soll es so weit sein: Wenn die Kaufhof-Eigentümerin, die kanadische Hudson’s Bay Company (HBC), und der Karstadt-Eigner, die Signa-Holding des Österreichers René Benko, den Kaufvertrag unterschreiben, kommt der größte Kaufhaus-Deal zustande, den es in Deutschland je gab. Die Banken hatten der Fusion kürzlich bereits zugestimmt (AZ berichtete).

Karstadt-Eigner will in kriselnden Kaufhof investiert

Nun wurden weitere Details bekannt, wie es künftig mit Kaufhof weitergehen soll. Einem Bericht zufolge will Karstadt-Eigner Benko einen dreistelliger Millionenbetrag in die kriselnde Kaufhof-Kette investiert werden. 250 bis 300 Millionen Euro seien für die Sanierung geplant, schreibt die "Bild am Sonntag".

Davon soll ein dreistelliger Millionenbetrag allein für Abfindungen vorgesehen sein. Der Grund: Jeder vierte Arbeitsplatz bei Kaufhof könnte bundesweit wegfallen. Das sind etwa 5.000 von den derzeit rund 20.000 Jobs, berichtete die "Süddeutsche Zeitung" bereits am Donnerstag. Allerdings sind diese Angaben nicht unumstritten. Eine mit den Vorgängen bei Kaufhof vertraute Person hielt die Zahl für zu hoch gegriffen.

Dreistelliger Millionenbetrag für Abfindungen

Die verbleibenden Mitarbeiter müssen sich wohl auf einen Sanierungstarifvertrag mit schlechteren Konditionen einstellen. Einsparungen sind Berichten zufolge auch bei den Zentralen sowie in der Logistik und beim Einkauf geplant. Ein Hauptsitz, entweder von Kaufhof in Köln oder von Karstadt in Essen, soll aufgelöst werden. Zudem sollen einzelne Kaufhäuser geschlossen werden.

Bei Doppelstandorten wie beispielsweise am Münchner Stachus/Hauptbahnhof soll es aber wohl keinen Automatismus für die Schließung jeweils eines Kaufhauses geben. In der künftigen Warenhausehe soll dann das zuletzt erfolgreichere Unternehmen Karstadt das Sagen haben.

Die Gewerkschaft Verdi verlangt, Arbeitnehmervertreter unverzüglich in die Planungen einzubeziehen. "Personalabbau löst keines der Probleme", sagte Bernhard Franke, der für Verdi im Kaufhof-Aufsichtsrat sitzt, der "Wirtschaftswoche". Nur die Kosten zu senken, bringe noch keine Kunden zurück ins Kaufhaus. Eine Fusion stillt vielleicht kurz die Blutung, aber heile nicht die Wunde.

Seit Juni schon sprechen die HBC und Karstadt-Eigner Benko über eine mögliche Fusion der Kaufhausketten. Erschwert wurde diese durch die wirtschaftliche Lage beider Unternehmen. Trotz erster Sanierungserfolge ist Karstadt noch nicht über den Berg. Seit HBC Kaufhof vor drei Jahren übernommen hat, macht die Warenhauskette steigende Verluste in Millionenhöhe – und steht offenbar am Rande der Insolvenz. "Der Blick in die Bücher war der Blick in den Abgrund", sagte ein Wirtschaftsexperte zur "BamS". Es gibt Zweifel, ob Kaufhof bis Ende des Jahres überlebt hätte, heißt es.

Benkos Signa-Holding übernimmt jetzt 50,01 Prozent am Warenhausgeschäft – für rund eine Milliarde Euro, so der Plan. Teil des Deals ist offenbar die Forderung der Banken, dass HBC mit dem Geld den Kaufhof-Kredit zurückzahlt – Kaufhof wäre dann schuldenfrei.

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