„Katastrophe für den Mittelstand“
MÜNCHEN - Gibt es wegen der Milliarden-Risiken kein Geld mehr von der BayernLB? Firmen im Freistaat sind entsetzt, die Mitarbeiter der BayernLB in Angst um ihre Jobs.
Bei den Milliarden-Engagements der BayernLB wurde geklotzt, bei kleinen Krediten kleckert das Geldhaus nun. Mit die wichtigste Funktion der Bank ist die Unterstützung des bayerischen Mittelstandes – doch der kann immer weniger auf die Bank zählen.
Der Nürnberger Bauunternehmer Helmut Hubert, im Präsidium der Vereinigung der Bayerischen Wirtschaft für den Mittelstand zuständig, berichtet von einem Betrieb, bei dem sich die BayernLB mit einem zweistelligen Millionenbetrag engagiert habe. Bis vor kurzem schien die Geschäftsbeziehung in Ordnung – jetzt aber habe die BayernLB die Bücher neu bewertet, dem Unternehmen von einem Tag auf den anderen den Geldhahn abgedreht. „Dabei sind die überhaupt nicht überschuldet. Das ist nicht nachvollziehbar.“ Am Freitag traf sich Hubert in Feuchtwangen mit rund 70 Bau-Obermeistern. „Alle wollten wissen, wie es mit der BayernLB weitergeht.“ Die Firmen sind zu klein, um sich auf dem Kapitalmarkt Geld zu besorgen, und deswegen auf Banken angewiesen. Die Turbulenzen der BayernLB, sagt Hubert, sind „eine Katastrophe für den Mittelstand“.
Und eine Katastrophe für die Beschäftigten. Zehn Prozent der BayernLB-Stellen würden gestrichen, hieß es am Donnerstag, eine Nachricht, die Personalrats-Chef Diethard Irrgang in Rage bringt: „Solche Zahlen sind aus der Luft gegriffen“, sagt er. Selten war Irrgang so erbost über den Umstand, dass die Arbeitnehmer im Verwaltungsrat nicht vertreten sind, wie jetzt. Anstatt aus erster Hand über Sparprogramme informiert zu werden, musste sich Irrgang am Freitag für die Chefetage der Bank auf Abruf halten – während in der Belegschaft die Angst wuchs.
Wo wird die Axt angesetzt? Das Privatkundengeschäft, das etwa zehn Prozent der Aktivitäten ausmacht, könnte theoretisch ausgegliedert werden, sagt der Münchner Banken-Professor Klaus Fleischer. Denkbar sei auch ein Zusammengehen mit der bayerischen Förderbank LfA im Firmenkundengeschäft. Tabu ist nichts mehr. Susanne Stephan
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