Kann noch werden
Barack Obama ist bei den richtigen Themen an die Arbeit gegangen, Punkt. AZ-Chefreporter Matthias Maus über das erste Amtsjahr des US-Präsidenten.
Vor einem Jahr war Barack Obama Everybody’s Darling, und heute ist er unten durch. Zumindest in den Augen vieler Fans, die offenbar an Wunder glauben. Wunder, das musste allen klar sein, konnte er keine vollbringen. Weder das Schlechte aus der Welt schaffen – noch den Rassismus oder den Terrorismus. Da wurde oftmals guter Wille mit guter Politik verwechselt.
Man muss sich nicht wundern über die Reflexe, die nach der Begeisterung wie ein Pendel zurückschlagen. Doch die Enttäuschung scheint jetzt ebenso maßlos wie damals die Euphorie. Nie werden die Enttäuschten ihm den Krieg verzeihen, den er nicht angefangen hat (auch wenn er einen anderen beendet hat). Immer werden sie ihm das Gefängnis vorwerfen, das er nicht gebaut hat und das er nicht sofort schließen kann.
Solche Kritik ist unpolitisch. Obama hat – bisher – die Nerven bewahrt, auch nach dem missglückten Anschlag von Detroit. Die Finanzkrise, die er angehen musste, als er noch nicht mal vereidigt war, wäre für sein Land ohne seine schnelle Reaktion noch weit schlimmer gekommen. Mit der Gesundheitsreform hat er die große soziale Frage am Bein. Und dass er dabei das eigene Scheitern riskiert, zeugt von Mut.
Barack Obama hat die richtigen Themen angepackt und er ist an die Arbeit gegangen. Punkt. Er ist kein großer Präsident, dafür ist er noch nicht lange genug im Amt. Aber er hat noch alle Chancen, einer zu werden.
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