Kalkulierter Hype

Bei „Kinder Big Brother“ flehten die Kleinen um Freiheit - AZ-Vize-Lokalchefin Katharina Rieger über die TV-Show „Erwachsen auf Probe“.
von  Abendzeitung

Bei „Kinder Big Brother“ flehten die Kleinen um Freiheit - AZ-Vize-Lokalchefin Katharina Rieger über die TV-Show „Erwachsen auf Probe“.

Die Quote bei RTL wird stimmen: In der Show „Erwachsen auf Probe“ sollen Teenager mit echten Babys austesten, ob sie fit sind für die Elternschaft. Sie verbringen vier Tage mit ein paar Säuglingen und vielen Kameras. Der kalkulierte Hype funktioniert: Jeder regt sich auf.Weil die Kinder „missbraucht“ werden. Aber so schlimm kann das Format nicht sein – das Verwaltungsgericht in Köln hat die Ausstrahlung der Sendung schließlich nicht gestoppt.

Es geht ja auch viel heftiger. Beim britischen „Kinder Big Brother“ von Channel 4 wurden kürzlich zehn Kinder zwischen acht und zwölf in ein Camp in Cornwall gesperrt. Die Situation eskalierte. Kinder bedrohten sich gegenseitig mit dem Messer, rauchten, überlebten mit Chips und Limo, flehten in die Kamera, dass sie heimwollen, und einer schlug verzweifelt seinen Kopf immer wieder gegen dieWand. Die Aufregung war riesig, die Quoten auch, sonst ist nichts passiert.

Die Richtung der TV-Unterhaltung ist deutlich zu erkennen. Die verhaltensgestörten Kinder, die von der „Supernanny“ vorgeführt werden, haben längst keine Lobby mehr. Fatal ist, dass die Gesetze nicht mit der Medienrealität mithalten. Das Kölner Gericht wies die Klage ab, weil die Baby-Show schon gedreht sei – also könne man einen Schaden bei den Kindern eh nicht mehr verhindern. Außerdem sei die Landesmedienanstalt Niedersachsen zuständig. Diese kann erst nach Ausstrahlung gegen Inhalte tätig werden. Sie will mit RTL am 11. Juni „ein Gespräch“ führen. Medien und Menschenwürde: Dafür ist nur eine machtlose Behörde zuständig.

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