Jetzt noch zur Wiesn?
Ich will mich nicht von Fanatikern einschüchtern lassen – AZ-Chefredakteur Arno Makowsky über die Angst vor einem Wiesn-Anschlag
„Mit Polizeischutz ins Bierzelt? Nee, da hab ich keine Lust drauf.“ – „Ach komm, davon lass ich mir den Spaß nicht verderben!“ In der U-Bahn, in der Kantine, am Frühstückstisch: Solche Diskussionen hört man jetzt überall. „Die Wiesn wird zur Festung“, titeln die Zeitungen, und wer täglich an der Theresienwiese vorbeikommt, kann das bestätigen. Von der bisherigen Leichtigkeit, von der Vorfreude auf einen lustigen Abend bleibt zwischen Polizeiabsperrungen und Personenkontrollen nicht viel übrig.
Die Entscheidung, ob man noch Freude an einem unbeschwerten Oktoberfestbesuch hat, muss jeder für sich treffen. Ich persönlich gehe weiterhin auf die Wiesn. Nicht etwa, weil ich glaube, dass die Polizeieinsätze die Gefahr eines Terroranschlags eliminieren können. Nein, eine absolute Sicherheit gibt es nicht – und wer mit einem mulmigen Gefühl im Bierzelt sitzt, sollte es lieber bleiben lassen. Mein Gefühl ist ein anderes: Wir leben in einer Welt der ständigen Bedrohung. Jede Großveranstaltung ist im Prinzip gefährdet, solange fanatische Islamisten ihre kruden Drohbotschaften in die Welt schicken. Wer sich davor fürchtet, muss eigentlich immer zuhause bleiben. Ich will mich aber nicht terrorisieren, nicht einschüchtern lassen.
Deshalb finde ich es richtig und angemessen, dass die Theresienwiese scharf kontrolliert wird; eigentlich hätte man es schon von Beginn der Wiesn an tun sollen. Wer nicht hingehen will – okay. Aber dann bitte aus Angst vor einem Anschlag, und nicht, weil die Polizei für mehr Sicherheit sorgt.
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