Irreführender Unfug
Die Wirtschaftsredakteurin Susanne Stephan über die neue Auto-Umwelt-Liste.
Irreführender Unfug: Eine Überraschung birgt die neue Umweltliste des Verkehrsclubs Deutschland, und etliche Infos, die (leider) überhaupt nicht weiter verwundern.
Die Überraschung: Einige Drei- beziehungsweise Vier-Liter-Autos wie der Smartfortwo und der VW Polo Blue Motion schaffen es nicht auf die ersten Plätze – teils, weil sie zu laut sind, teils, weil ihr Stickoxid-Ausstoß nach Ansicht der VCD-Experten zu hoch ist. Der Kunde muss bei diesen Modellen selbst entscheiden, ob er das Auto trotz der vergleichsweise ungünstigen Lärm- und Schadstoff-Emissionen kaufen will.
Das erwartbare Ärgernis: Die schlechten Noten für die meisten BMW- und viele Audi-Modelle. Indiskutable Schadstoff- und Kohlendioxid-Werte strafen das Wort von der hohen deutschen Ingenieurskunst Lügen. Der Kunde verlangt nach diesen Modellen, könnten die Hersteller einwenden. Aber der Wunsch des Kunden entsteht im Dialog mit dem Hersteller – sonst würden die Millionen, die die Konzerne ins Marketing stecken, ja keinen Sinn machen.
Von einem Unternehmen, dass sich mit viel Tamtam die Nachhaltigkeit auf die Fahnen schreibt – und welcher Hersteller tut das nicht? – können wir eine intelligentere Produktpolitik erwarten. Auch die Politik steht in diesem Zusammenhang nicht gut da. Die derzeitigen Grenzwerte sind zu lasch, sollten nachgebessert werden. Stattdessen erwartet uns im Dezember eine Produktkennzeichnung für Autos, die irreführt, anstatt aufzuklären. Was für ein Unfug.