Investoren drängten Tui zu Strategiewechsel

Das Reiseunternehmen Tui soll künftig völlig auf Touristik ausgerichtet werden. Damit ist das Zwei-Säulen-Modell aus Touristik und Schifffahrt Vergangenheit. Der Grund: Druck von Investoren.
Der Touristikkonzern Tui stellt bei der Trennung von seiner Schifffahrtstochter Hapag-Lloyd den maximalen Verkaufserlös über den Erhalt von Arbeitsplätzen. «Unsere Verpflichtung ist es, einen Lösung zu finden, die das Optimum bringt», sagte Vorstandsvorsitzender Michael Frenzel am Dienstag in Hannover. Tui werde «im Interesse unserer Shareholder die Variante wählen, die maximal Wert schafft», sagte er. Der Erhalt der 1900 Jobs von Hapag-Lloyd in der Zentrale in Hamburg sei dagegen ein «regionales Interesse».
Am Montag hatte der Tui-Aufsichtsrat die Trennung von der Konzerntochter, der Containerreederei Hapag-Lloyd, beschlossen. Laut Frenzel kommen drei Möglichkeiten der Trennung in Frage: eine «Spin-Off» genannte Abtrennung, eine Fusion mit einer anderen Reederei oder ein Verkauf am Stück. Frenzel deutete an, dass er den Komplettverkauf für am wahrscheinlichsten hält. Die beiden anderen Varianten würden deutlich länger dauern, sagte er.
«Dieser Konzern gehört nicht mir»
Frenzel begründet erstmals seine komplette Kursänderung der Konzernstrategie: Bisher hatte er immer auf einem Zwei-Säulen-Modell bestanden, dass aus Touristik und Schifffahrt besteht. Jetzt räumte er ein, unter dem Druck von Investoren den Kurs gewechselt zu haben: «Dieser Konzern gehört nicht mir», sagte er. Man könne das Unternehmen nicht gegen den Willen der Investoren führen. An Rücktritt habe er nicht gedacht. Frenzel will Tui in Zukunft komplett auf die Touristik ausrichten. Im Jahr 2008 soll der Umsatz der Touristiksparte auf 19 Milliarden Euro steigen, vor allem wegen der Fusion mit dem britischen Anbieter First Choice. In der Schifffahrt erwartet Tui eine Steigerung auf sieben Milliarden Euro. Insgesamt erwartet Tui für das laufende Jahr eine Umsatzsteigerung von 18 Prozent sowie steigende Erträge. Der Umsatz soll insgesamt um vier Milliarden Euro auf 26 Milliarden Euro steigen, wie der Konzernchef Frenzel mitteilte. Außerdem erwartet Tui eine «Verbesserung der Ertragskraft», wie es hieß.
Hohe Erwartungen für Touristik
Erste Buchungszahlen stützen die Erwartungen für die Touristik: In allen Geschäftsgebieten liegen die Buchungszahlen für die laufende Wintersaison und den kommenden Sommer deutlich im Plus. Der wichtigste Tui-Markt Deutschland lieg bei den Buchungen sogar sieben Prozent vorne. Die Krise an den Finanzmärkten werde die Urlaubslust nicht negativ beeinflussen, erwartet der Tui-Chef. In der Schifffahrt erwartet Frenzel weiter steigende Frachtraten und ein leicht steigendes Transportvolumen. Gute Ergebnisse vor allem in der Schifffahrt hatten Tui nach hohen Verlusten aus Abschreibungen im Jahr 2006 im Jahr 2007 wieder in die Gewinnzone gebracht. Wie das Unternehmen schon früher mitgeteilt hatte, stieg der Umsatz im Jahr 2007 um rund sieben Prozent auf 21,9 Milliarden Euro. Das operative Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen legte um 47 Prozent auf 616 Millionen Euro zu.
Verlust durch Dollarschwäche
Die Touristik hatte den Umsatz um elf Prozent auf 15,6 Milliarden Euro erhöht und den operativen Gewinn um 14 Prozent auf rund 450 Millionen Euro. Hapag-Lloyd verlor wegen der Dollarschwäche 0,8 Prozent Umsatz, legte beim Gewinn aber um 121 Prozent auf fast 200 Millionen Euro zu. Im Jahr 2006 musste TUI beim Nettoergebnis noch einen Verlust von rund 850 Millionen Euro verkraften. Grund waren Abschreibungen in der Touristiksparte und hohe Sanierungskosten. Für 2007 lag der Nettogewinn nun bei 236 Millionen Euro, nach den Ausfall der Dividende im Vorjahr sollen nun 25 Cent pro Aktie gezahlt werden. Die Nettoverschuldung stieg um 700 Millionen auf 3,9 Milliarden Euro. (Claus-Peter Tiemann, AP)