Internet-Pionier Yahoo zum Schnäppchenpreis

Die Yahoo-Aktie ist derzeit so billig wie schon lange nicht mehr. Analysten sind sich aber sicher: Das Unternehmen ist derzeit unterbewertet. Denn strategisch gesehen hat sich Yahoo gut platziert.
von  Abendzeitung
Yahoo sei derzeit völlig unterbewertet, meinen Analysten
Yahoo sei derzeit völlig unterbewertet, meinen Analysten © dpa

Die Yahoo-Aktie ist derzeit so billig wie schon lange nicht mehr. Analysten sind sich aber sicher: Das Unternehmen ist derzeit unterbewertet. Denn strategisch gesehen hat sich Yahoo gut platziert.

Während im Januar 2000 noch knapp 120 Dollar für das Yahoo-Papier bezahlt wurden, dümpelte die Aktie in dieser Woche in New York deutlich unter 20 Dollar. Das ist in etwa der Stand vom Oktober 2003.

Der günstige Kurs des Internet-Pioniers dürfte für Microsoft-Chef Steve Ballmer den letzten Ausschlag gegeben haben, Yahoo mit in das Imperium des Softwaregiganten einzuverleiben. Microsoft will damit vor allem eine gigantische Reichweite der Yahoo-Dienste im Internet einkaufen. Diese soll dazu beitragen, dem bisherigen Online-Marktführer Google besser Paroli bieten zu können. Die Online-Aktivitäten von Microsoft stehen seit vielen Jahren unter keinem guten Stern. Anfang der 90er Jahre setzten Microsoft-Mitbegründer Bill Gates und Steve Ballmer mit dem Microsoft Network (MSN) noch auf geschlossene Onlinedienste und verpassten völlig den Einstieg ins offene Internet. Mit einem brutal geführten Wettbewerb rang Microsoft dann den Konkurrenten Netscape nieder und verwickelte sich in Kartellstreitigkeiten. Den «Browserkrieg» gegen Netscape konnte Microsoft zwar gewinnen, gleichzeitig versäumte der Konzern aber erneut den Einstieg in eine Schlüsseltechnologie, die Internet-Suche. Und so eroberte Google den Milliarden-Markt der Online-Werbung, ohne dass Microsoft dem bislang ein adäquates Konzept entgegen setzen konnte.

Yahoo konnte Finanzmärkte nicht überzeugen

Microsoft bietet nun für den angeschlagenen Internet-Riesen Yahoo 44,6 Milliarden Dollar bzw. 31 Dollar pro Aktie, der immerhin hinter Google einen stabilen zweiten Platz im Onlinemarkt innehält. Allerdings macht Google nach wie vor mehr als doppelt soviel Umsatz wie sein Verfolger. Zu Yahoo gehören auch aktive Communitysites wie der Fotoservice Flickr, die Suchmaschinen Altavista und Alltheweb oder der Lesezeichendienst del.icio.us. Die Reichweite der Dienste verschaffte Yahoo allerdings nicht die geschäftlichen Erfolge, die Google immer wieder melden konnte. Seit gut einem halben Jahr führt Yahoo-Mitbegründer Jerry Yang wieder das operative Geschäft, konnte aber bislang die Finanzmärkte nicht überzeugen, dass Yahoo die Kehrtwende schafft. Insbesondere die mittlerweile überwundenen - Schwierigkeiten bei der Einführung der Werbeplattform «Panama», mit der Yahoo die Lücke zu Google schließen wollte, enttäuschten die Anleger.

Yahoo ist derzeit völlig unterbewertet

Dass Steve Ballmer mit der Übernahme trotz der akuten Schwierigkeiten bei Yahoo ein Schnäppchenkauf gelingen könnte, belegen Einschätzungen verschiedener Analysten aus dieser Woche. «Yahoo macht strategisch gesehen die richtigen Dinge, aber es dauert einige Zeit, bis Ergebnisse sichtbar werden», sagte Ned May von der Marktforschungsfirma Outsell. «Das Unternehmen erscheint derzeit völlig unterbewertet.» Auch Felix Narhi, Analyst bei Odlum Brown Ltd., empfahl Anfang der Woche die Yahoo-Aktie, weil sie derzeit so billig zu haben sei. Mit einem Plus von 61 Prozent im Vergleich zum aktuellen Aktienkurs dürfte Microsoft auch die große Mehrheit der Yahoo-Aktionäre zufriedenstellen.

Ob sich Investition lohnt, ist unklar

Ob sich das Investment von Microsoft in Yahoo tatsächlich lohnen wird, kann man derzeit kaum abschätzen. Neben der gigantischen Reichweite im Web bringt Yahoo interessante Produkte und Technologien mit, beispielsweise die in Hamburg unter Führung von Marco Boerries entwickelte Mobilplattform Yahoo Go. Auf der anderen Seite ist unklar, ob und wie lange Führungspersönlichkeiten aus der kalifornischen Yahoo-Zentrale wie Jerry Yang oder die Flickr-Mitbegründer Caterina Fake und ihr Ehemann Stewart Butterfield bei Yahoo an Bord bleiben, wenn die Strategiebeschlüsse künftig im Microsoft-Hauptquartier in Redmond gefällt werden.

Überzogene Erwartungen an den Online-Markt

Außerdem stellen sich inzwischen manche Beobachter die Frage, ob die Erwartungen an die auf Werbung basierende Onlinewirtschaft nicht ohnehin überzogen seien. So musste auch Marktführer Google einräumen, dass die Zuwachsraten im Werbemarkt nicht ständig nach oben geschraubt werden können. Im vierten Quartal 2007 konnte der Suchmaschinengigant zwar noch einmal seinen Umsatz um 51 Prozent und seinen Gewinn um 17 Prozent steigern. Gleichzeitig dämpfte Google-Chef Eric Schmidt die Erwartungen an die kommenden Quartale. (dpa-AFX)

merken
Nicht mehr merken
X

Sie haben den Inhalt der Merkliste hinzugefügt.