ING dreht erneut an der Kostenschraube
Der staatlich gestützte niederländische Bank- und Versicherungskonzern ING forciert seinen Stellenabbau.
Amsterdam - Neben den bereits im November angekündigten Kürzungen sollen weitere 2400 Arbeitsplätze im Bankgeschäft in Belgien und den Niederlanden wegfallen, teilte der Konzern in Amsterdam mit.
Bis 2015 will das im Umbau stehende Unternehmen so insgesamt eine Milliarde Euro einsparen. Die deutsche Ertragsperle, die Direktbank ING DiBa, ist vom Stellenabbau nicht betroffen.
2012, das der Konzern als "Übergangsjahr" bezeichnete, sank der bereinigte Gewinn um fünf Prozent auf 2,6 Milliarden Euro. Die angeschlagene Versicherungssparte erholte sich zwar vom Verlust im Vorjahr deutlich, konnte aber das größere, schwächelnde Bankgeschäft nicht auffangen. Hier sank der Vorsteuergewinn um mehr als ein Fünftel. Auf den Gewinn unter dem Strich drückte auch die im Oktober eingeführte Banksteuer in den Niederlanden.
In Deutschland läuft das Geschäft weiter gut. Die ING DiBa hat den Vorsteuergewinn fast versechsfacht, während die Erträge um knapp 43 Prozent stiegen. Im Vorjahr lasteten allerdings auch Abschreibungen auf Griechenland-Anleihen auf den Zahlen der deutschen Tochter und des Konzerns. Mit Blick auf das laufende Jahr sagte ING-Chef Jan Hommen: "Das wirtschaftliche Umfeld bleibt herausfordernd und wir müssen beweglich bleiben, um schnell auf Veränderungen reagieren zu können." Der Vertrag des 69-jährigen Hommen läuft im April aus. In der niederländischen Presse wird aber über eine Verlängerung um ein Jahr spekuliert.
Die Kosten sollen durch die neuen Sparmaßnahmen ab 2016 zusätzlich um insgesamt 270 Millionen Euro gedrückt werden. Im November hatte der Konzern bereits den laufenden Sparkurs verschärft und den Wegfall von 2350 weiteren Stellen angekündigt. Im abgelaufenen Jahr hat das Institut bereits rund 3000 Arbeitsplätze gestrichen und beschäftigte noch 84 700 Mitarbeiter (Stand Dezember). Diese Maßnahmen belasteten das Ergebnis im vergangenen Jahr mit 452 Millionen Euro.
Der Konzern muss sich neu aufstellen und hat jüngst von der EU-Kommission aufgrund der schwierigen Marktbedingungen mehr Zeit für den Verkauf des Versicherungsgeschäfts bekommen. Beim derzeit schwer verkäufliche Europageschäft haben die Niederländer jetzt Zeit bis Ende 2018 - wobei mindestens die Hälfte bis Ende 2015 abgespalten sein soll. In Asien und den USA müssen die Versicherungssparten spätestens bis Ende 2016 verkauft oder an der Börse platziert sein.
Die EU und ING hatten sich im November bei der Rückzahlung der noch verbliebenen Staatshilfen auf neue Modalitäten geeinigt. Der Konzern war in der Finanzkrise nach der Lehman-Pleite vom niederländischen Staat gestützt worden. Sollte die Rückzahlung wie geplant über die Bühne gehen, wird die ING dem niederländischen Staat für die 2008 gezahlten zehn Milliarden Euro 13,5 Milliarden Euro zurücküberweisen. Das würde einer jährlichen Rendite von 12,5 Prozent entsprechen.