Infineon-Chef tut Buße

Peter Bauer verzichtet auf ein Fünftel seiner Bezüge und fleht um Gnade der Aktionäre. Angst der Beschäftigten vor Kündigungen und Pleite
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„Ich verstehe, dass manche von Ihnen mit Wut im Bauch hierher gekommen sind“: Peter Bauer bei seiner Premiere als Chef-Redner auf der Hauptversammlung.
dpa „Ich verstehe, dass manche von Ihnen mit Wut im Bauch hierher gekommen sind“: Peter Bauer bei seiner Premiere als Chef-Redner auf der Hauptversammlung.

MÜNCHEN - Peter Bauer verzichtet auf ein Fünftel seiner Bezüge und fleht um Gnade der Aktionäre. Angst der Beschäftigten vor Kündigungen und Pleite

Das war gar kein guter Tag für Peter Bauer. Immerhin, er wusste, was auf ihn zukommt. „Ich verstehe, dass manche von Ihnen mit Wut im Bauch hierher gekommen sind“, sagte er zu Beginn der Hautpversammlung, der ersten, bei der er als Vorstandschef auftrat.

Das Aktionärstreffen – eine Versammlung der Enteigneten. Die Infineon-Aktie ist von fast 100 Euro auf unter einen Euro abgestürzt. Der Verbleib im Prestigeindex Dax ist illusorisch, weitere Kursverluste programmiert. Gestern gab der Kurs bis 14 Uhr noch einmal um 5,3 Prozent auf 72 Cent nach. Und es könnte noch schlimmer kommen. Nach der Pleite der Speicherchip-Tochter Qimonda ist unklar, wie Infineon die Schulden, die bis 2010 fällig werden, zurückzahlen will.

Bauer streut Asche auf sein Haupt: „Wir haben in der Vergangenheit immer Besserung versprochen. Das ist nicht eingetreten.“ Er verkündet, dass die Vorstände auf zehn Prozent ihrer Bezüge verzichten werden, Bauer selbst sogar auf 20 Prozent, und erduldet den mitleidigen Beifall der Aktionäre. Er fleht: „Ich möchte bei ihnen um Vertrauen werben.“ Okay, heuer werde der Umsatz möglicherweise nochmal um 20 Prozent einbrechen – aber sei es nicht möglich, dass Infineon auf lange Sicht wieder Geld verdiene?

Bei den wirklich wichtigen Punkten bleibt Bauer aber nebulös. Ist er schon in Berlin vorstellig geworden und hat um Staatshilfen gebeten? Wie laufen die Gespräche mit den Banken? „Sie sehen mich absolut nicht entspannt, aber kämpferisch“, verspricht Bauer, und dass 2009 einfach alles darum gehe, genug Geld in der Kasse zu haben.

Das hatten freilich die Aktionäre schon von alleine begriffen. Sauer sind sie nicht so sehr auf Bauer, sondern auf den Aufsichtsrat und dessen Chef Max Dietrich Kley. Der habe viel zu lange an Qimonda festgehalten, monierte Daniela Bergdolt von der Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz. „Noch vor wenigen Jahren hätten Sie drei Milliarden für Qimonda bekommen!“, sagte sie. An den früheren Infineon-Chefs, die von Kley berufen wurden, lässt sie kein gutes Haar. Die Zahlungen an Ex-Boss Wolfgang Ziebart, der noch heute 70 Prozent seines Gehaltes beziehe, seien „unanständig“.

Auch die Mitarbeiter hegen Argwohn gegenüber den Infineon-Kontrolleuren. „Im Aufsichtsrat sitzen schon ein paar faule Eier“, sagte ein Beschäftiger zur AZ. Wichtige Entscheidungen würden von Kley blockiert, und überhaupt, „was hat denn einer wie Feldmayer da zu suchen?“

Johannes Feldmayer, bei Siemens als Vorstand ausgemustert, saß wegen der AUB-Affäre in Untersuchungshaft und wurde zu zwei Jahren auf Bewährung verurteilt. Neben ihm sitzen im Aufsichtsrat unter anderem die Demoskopin Renate Köcher und Ex-Siemens-Vorstand Klaus Wucherer, von dem Siemens wegen der Schmiergeldaffäre Schadenersatz fordert. Ein kompetentes Team? „Ich pack den ganzen Aufsichtsrat in einen Sack und hau drauf, dann treff ich sicher nicht den Falschen“, sagte ein Kleinaktionär auf der HV unter Applaus.

sun

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