Infineon baut massiv Stellen ab
MÜNCHEN - Der Name steht für den Schlüssel zur Welt, doch Qimonda ist für den Mutterkonzern Infineon derzeit eher Schlüssel zum Verlust. Angesichts der Krise will Infineon nun 3000 Stellen streichen.
Nach einem erneuten Quartalsverlust hat der Chiphersteller Infineon den Abbau von etwa 3000 Arbeitsplätzen weltweit angekündigt. Das entspricht einem Zehntel der Stellen bei Infineon, wie das Unternehmen am Freitag in München mitteilte. Wo genau die Stellen wegfallen sollen, war zunächst unklar. In der Mitteilung hieß es zunächst nur, der Personalabbau sei unumgänglich und betreffe alle Standorte, Funktionen und Hierarchieebenen. Wie ein Sprecher betonte, sind in der Zahl von 3000 zu streichenden Stellen aber bereits die bekannten 650 im Werk Dresden enthalten.
Mit seinem bereits in Grundzügen umrissenen Sparprogramm will der Konzern bis zum Ende des Geschäftsjahres 2009 die Kosten um jährlich mehr als 200 Millionen Euro drücken. Infineon plagen derzeit enorme Probleme, vor allem bei der kriselnden Speicherchiptochter Qimonda. Im dritten Geschäftsquartal bis Ende Juni musste Infineon 411 Millionen Euro auf seine Tochter abschreiben. Der Grund: In den Büchern stand die Tochter zuletzt zu 6,50 Dollar je Aktie, der tatsächliche Wert belief sich aber unter zwei Dollar.
Der Konzernverlust lag im Quartal bei 592 Millionen Euro. Dies ist zwar deutlich weniger als noch im Quartal davor, als Infineon einen Verlust von 1,37 Milliarden Euro verzeichnete. Analysten hatten allerdings erwartet, dass das Minus in den Monaten April bis Juni deutlich stärker abnimmt. Das von Qimonda unberührte Ergebnis vor Steuern und Zinsen (Ebit) verbesserte sich im Wesentlichen dank eines Spartenverkaufs von 36 auf 71 Millionen Euro. Der Umsatz sank gegenüber dem Vorquartal um zwei Prozent auf 1,029 Milliarden Euro.
Qimonda kommt nicht aus den roten Zahlen
Auch für die Zukunft zeichnen die Münchener ein düsteres Bild: Infineon stellte in der Mitteilung fest, «dass die Marktrisiken generell eher steigen und dass die anhaltende Schwäche des US-Dollars gegenüber dem Euro den normalen Preisverfall in den Absatzmärkten verstärkt». An der Börse fielen die Aktien von Infineon am Vormittag um fast vier Prozent.
Für das laufende vierte Geschäftsquartal erwartet Infineon einen Umsatzanstieg gegenüber dem Vorquartal im mittleren einstelligen Prozentbereich. Im Vergleich zum Vorquartal soll das Ebit ohne Berücksichtigung von Sondereffekten gleich bleiben oder leicht sinken. Einer dieser Sondereffekte werden «wesentliche» Kosten für das Sparprogramm sein, wie der Konzern ankündigte.
Aufgrund der anhaltend niedrigen Preise für Speicherchips hatte Qimonda am späten Donnerstagabend einen Fehlbetrag von 401 Millionen Euro für das dritte Quartal ausgewiesen. Es ist bereits der fünfte Quartalsverlust in Folge. Von der Tochter will sich Infineon deshalb alsbald trennen. Spätestens zur Hauptversammlung Anfang kommenden Jahres will Konzernchef Peter Bauer das 77,5-Prozent-Paket auf einen Minderheitsanteil reduziert haben. Findet sich kein Käufer, will er die Beteiligung als Sachdividende an die Aktionäre verschenken oder gegen eigene Aktien eintauschen. (nz)
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