In der Sackgasse
Warum sollte der Kreml als Ausschlachter besser sein als GM? Die AZ-Redakteurin Anja Timmermann über die desaströsen Opel-Verhandlungen
Verrannt und verzockt: Bundeskanzlerin Angela Merkel und Vizekanzler Steinmeier haben sich im Fall Opel ganz tief ins Abseits manövriert. In der Panik, bloß nicht den anderen als Retter vorangehen zu lassen, ist einer schneller als der andere in die Sackgasse namens Magna gestürmt. Da stehen sie nun gemeinsam vor der Wand. Eine Weile lang werden sie wohl noch mit dem Kopf dagegen rennen, bis – nach der Wahl? – die Option Umkehr erwogen wird.
Das erste Problem war die derart starre Festlegung auf einen Bieter: Das macht die Politik erpressbar und den Deal erst recht teuer. Das zweite war Magna selbst: GM hat größte Bedenken gegen die russischen Geldgeber dahinter. Die Opelaner sind sauer auf die US-Mutter, die die deutsche Technik-Schmiede ausgeschlachtet hat – was ist daran besser, wenn der Kreml die deutsche Technik-Schmiede ausschlachtet? Misswirtschaft und unmoderne Produkte wurden GM vorgeworfen: Da erwartet man sich von Gaz Russland mehr?
Das Grundproblem sind die schwer vereinbaren Interessen: Washington hat 50 Milliarden Dollar an US-Steuerzahlergeld in GM gesteckt und muss dennoch den Verlust von zehntausenden Jobs akzeptieren. Entsprechend taub ist man für die Bitten aus Berlin, die Lösung Magna, die deutsche Jobs schont, durchzuboxen – wenn es mit dem Bieter RHJI eine wirtschaftlich sinnvolle Lösung für GM gäbe. In der Krise hat sich gezeigt, wie sehr Manager versagen können. Aber Politiker sind eben nicht automatisch die Besseren. Wollen wir hoffen, dass sich bei Opel nicht gerade das Schlechte kombiniert.