Immobilienfonds: Anleger sind in Angst
MÜNCHEN - Schon acht Fonds haben die Rücknahme von Anteilen ausgesetzt. Sie müssen erst einmal Geld auftreiben, bevor die Sparer ausgezahlt werden können. Fraglich ist, wie schnell dies klappt.
Sie galten als krisensicher, waren die bevorzugte Anlage von hunderttausenden Sparern. Jetzt bescheren die offenen Immobilienfonds ihren Besitzern schlaflose Nächte. Acht beliebte Fonds haben die Rücknahme ihrer Anteile ausgesetzt. Für mindestens drei Monate kommen die Anleger nicht an ihr Geld. Insgesamt sind Anteile im Wert von 15 Milliarden Euro auf Eis gelegt.
Betroffen sind unter anderem der KanAm US-Grundinvest, der SEB ImmoInvest und der AXA Immoselect. Die Fonds wurden geschlossen, weil Profi-Investoren massenhaft Geld abgezogen hatten. Die Fondsgesellschaften waren danach nicht mehr flüssig. Jetzt müssen sie versuchen, Gelder aufzutreiben und notfalls Immobilien zu verkaufen. „Das dürfte in der Krise nicht ganz einfach sein“, sagt Karin Baur, Fondsexpertin von Finanztest. Klappt es nicht, kann der Fonds bis zu zwei Jahre lang eingefroren werden. „Wie viel die Anleger von ihrem Geld wiedersehen, ist völlig offen“, sagt Lothar Gries von der Schutzgemeinschaft der Kapitalanleger.
Die Branche befürchtet einen Dominoeffekt. Das schlimmste Szenario: Auch die Anleger anderer Fonds könnten in Panik geraten und Anteile zurückgeben. Fondsexpertin Baur rät zur Ruhe. Die Kunden der großen Anbieter wie Deka, Union oder Commerzbank müssten sich keine Sorgen machen. Diese Gesellschaften hätten nach eigenen Angaben ausreichend flüssige Mittel, um zurückgegebene Anteile auszahlen zu können.
Vor drei Jahren wurden zum ersten Mal in der Nachkriegsgeschichte offene Immobilienfonds dichtgemacht. Damals kamen die Anleger allerdings ohne Verluste aus dem Debakel heraus.
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