Immobilienboom beschwingt Bau und Handwerk auch 2012
München - Besonders im Wohnungsbau erwartet die Bundesvereinigung Bauwirtschaft nochmals ein kräftiges Plus. "Die Angst vor Inflation und Eurokrise gibt immer mehr Bürgern Anlass, die Anschaffung einer eigenen Immobilie zu planen", sagte der Vorsitzende Karl-Heinz Schneider am Donnerstag in München bei der Internationalen Handwerksmesse.
Auch das Handwerk profitiert davon, dass viele Menschen ihr Geld angesichts von Mini-Zinsen auf der Bank lieber in einen neuen Fußboden oder die Einbauküche stecken. In einer aktuellen Umfrage beurteilten 60,7 Prozent der Firmen ihre aktuelle Geschäftslage als gut oder sehr gut und damit 8,4 Prozent mehr als im Vorjahr. "Das Handwerk befindet sich in einer blendenden Verfassung", sagte Helmut Rödl, Vorstand der Wirtschaftsauskunftei Creditreform, die im Februar 3100 Betriebe befragt hatte.
Der Blick in die Zukunft fällt etwas vorsichtiger aus: Demnach rechnen rund 29 Prozent der Firmen mit steigenden Umsätzen. Im Vorjahr war es noch ein Drittel der Firmen, allerdings war 2011 für die Branche auch ein außergewöhnlich gutes Jahr: Quer durch alle Branchen verzeichnete das Handwerk ein Umsatzplus von 7,1 Prozent und legte damit so stark zu wie seit der Wiedervereinigung nicht mehr. "Man kann daher nicht von Pessimismus sprechen", sagte Rödl.
Die Zahl der Firmenpleiten ging dank der guten Auftragslage 2011 um 9,6 Prozent auf 5630 zurück. Als Problem sehen viele Firmen vor allem den Personalmangel: Etliche Betriebe suchen händeringend nach Fachkräften, um ihre Aufträge abarbeiten zu können. Auch Hauptschüler hätten beste Chancen, betonte Peter Mader, Präsident des Bundesverbandes Metall. "Hauptschüler sind absolut gewollt", sagte er.
Der Trend zum "Betongold" bescherte den Wohnungsbau-Betrieben im vergangenen Jahr ein kräftiges Umsatzplus von fast 18 Prozent. Diese Dynamik wird sich nach Einschätzung von Schneider in diesem Jahr nicht wiederholen, er rechnet aber immer noch mit einem Plus von 5 Prozent im Wohnungsbau. "Der anhaltend positive Trend bei den Baugenehmigungen und Auftragseingängen zeigt ein weiteres Wachstumspotenzial." Damit ist der Wohnungsbau die mit Abstand wachstumsstärkste Sparte der Baubranche.
Für die gesamte Bauwirtschaft mit rund 2,35 Millionen Beschäftigten rechnet Schneider nach sieben Prozent Umsatzwachstum 2011 nur noch mit einem Plus von einem Prozent auf 203 Milliarden Euro. Einen Schwung an neuen Aufträgen könnte die geplante Förderung der energetischen Gebäudesanierung auslösen, über die Bund und Länder derzeit noch streiten. Schneider forderte die Politik auf, das "Hickhack" endlich zu beenden, um das Projekt auf den Weg zu bringen. Nachholbedarf sieht er besonders bei energieeffizienter Heizungstechnik. "Die Energiewende ist in den Heizungskellern der Republik noch nicht angekommen."