Immer auf die Kleinen

Die Spritpreis- Erhöhung kommt so sicher wie der Ferienstart: Susanne Stephan, Wirtschaftsredakteurin der AZ, über Sprit-Angebot und -Nachfrage

Die Pfingstferien nahen, die Spritpreise gehen in die Höhe. Wir haben fünfmal scharf nachgedacht, dann dämmerte es uns: Stimmt! Auch in den vergangenen Jahren war das schon so! Steckt da am Ende System dahinter?

Früher hieß es, die Vorstandschefs der Ölkonzerne schmieden mithilfe von Kakteen, die sie konspirativ auf den Fensterbänken ihrer Büros arrangieren, ausgebuffte nonverbale Kartelle. Diese These war wahrscheinlich Unsinn. Aber irgendwie verabreden sich die Bosse garantiert, wahrscheinlich per Computer, und alles zulasten der geknechteten Autofahrer.

Allerdings ist der Skandal damit nur unzureichend beschrieben. Bei anderen Produkten gibt’s nämlich noch viel krassere Preissprünge. Bei den Hotels beispielsweise: Außerhalb der Schulferien sind die Tarifemoderat – in den Schulferien, zack, schnellen sie in die Höhe. Da stimmt doch irgendwas nicht! Wahrscheinlich treffen sich alljährlich zigtausende Hotelketten-Manager, Frühstückspensions- Betreiber und Strandlokal-Gastronomen im Geheimen und klopfen unsäglich fiese Preisabsprachen fest. Oder die Spargelbauern: Ausgerechnet im April, als unsere Lust auf das Gemüse am größten war, wollten sie 15 Euro fürs Kilo.

Wobei diese Verbrecher nicht mal originell vorgehen. Wirkliche Chuzpe wäre zum Beispiel, jetzt per Kartell die Preise fürs Wandern im Schnürlregen in der Jachenau nach oben zu schrauben. Aber das trauen sie sich nicht. Und wir würden auch gar nicht mitmachen, oder? Ha! Ohne uns zeternde Verbraucher sind sie halt doch aufgeschmissen.