Im Krieg
Superstar Obama droht seine erste schwere Niederlage. AZ-Chefreporter Matthias Maus über die US-Großoffensive gegen die Taliban und die Lage in Afghanistan.
Eine Trauerfeier für Gefallene, eine Großoffensive im Morgengrauen, schnellerer Schießbefehl für Soldaten. Nachrichten eines Tages, Erscheinungsformen eines Krieges. Zu bestreiten, dass in Afghanistan Krieg herrscht, ist gequälte Begriffsakrobatik. Es herrscht Krieg – und zwar seit Jahrzehnten. Nicht erst, seit die US-Truppen im Oktober 2001 einmarschierten, nicht erst, seit die Bundeswehr kam.
Terror gegen Frauen, Gewalt gegen Zivilisten, bewaffnete Zerstörung von Lebensgrundlagen gab es auch unter den Taliban. Die schafften vor den Anschlägen vom 11. September bestenfalls Friedhofsruhe, aus der Tod exportiert wurde und in der Terror Staatsraison war.
Verteidigungsminister Jung ist ja zu verstehen, wenn er jetzt den Taliban nicht Hoheit über den Begriff Krieg überlassen will. Es ändert aber nichts. Die Erleichterung des Schusswaffeneinsatzes für die Bundeswehr straft seine Worte Lügen. Es war und ist gefährlich bei einem Einsatz, der zu lange als bewaffnete Entwicklungshilfe schöngeredet wurde. Das Problem in Afghanistan ist nicht, dass die fremden Truppen den Krieg ins Land gebracht hätten. Das Problem ist vielmehr, dass sie ihn bisher nicht beenden konnten.
US-Präsident Barack Obama pokert hoch. In der Groß-Offensive von 4000 Truppen geht es ans Eingemachte, um die Mohnfelder der Taliban. Ein militärischer Erfolg wäre ein Sensation. Wenn es schief geht, wäre es die erste schwere Niederlage des Superstars. Und Deutschland hätte mit verloren.