Im Hexensabatt

"Wir übernehmen Risiken aus Geschäften, die keiner begreift": Matthias Maus, der AZ-Chefreporter, über die unheimlichen Vorgänge in der Finanzwelt.
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Matthias Maus, Chefreporter der AZ.
Ronald Zimmermann 2 Matthias Maus, Chefreporter der AZ.

"Wir übernehmen Risiken aus Geschäften, die keiner begreift": Matthias Maus, der AZ-Chefreporter, über die unheimlichen Vorgänge in der Finanzwelt.

Die meisten verstehen Bahnhof, einige wenige sehen faszinierendes Theater. Und nur die allerwenigsten begreifen, was die Zauberer an de rWall Street oder in Frankfurt eigentlich verzapft haben. Nur allmählich dämmert dem letzten Sparbuch-Inhaber, dass wir in einem Hexensabbat stecken. Nur weckt uns keiner auf und tröstet: Alles nur ein böser Traum. Die harte Realität ist, dass eine weitgehend unkontrollierte Finanzbranche seit Jahren „Produkte“ entwickelt, die kein normaler Mensch versteht. Oftmals sind es bloße Wetten, nur dass es nicht um eine Flasche Wein geht, sondern um Milliarden.

Selbst den Bankchefs war das Treiben nicht immer geheuer. Die Gewinne, die haben sie freilich eingesteckt, solange die Masche lief. Jetzt aber stellt sich heraus, (Überraschung, Überraschung!) was jeder Hauptschüler wissen muss: Dass man Kredite nicht mit Krediten bezahlen soll, dass Schneeballsysteme nicht funktionieren und dass Schulden zurückgezahlt werden müssen. Für diese Erkenntnisse zahlen nicht die Helden der Hedgefonds, sondern wir, die Steuerzahler. Der Staat, in den USA wie bei uns, muss für Verluste gerade stehen, er erbt die Ruinen stolzer Finanzhäuser, und er übernimmt Risiken. Das ist schon bitter genug.

Noch schlimmer wird die Sache, wenn die Politiker bekennen, dass auch sie von der Sache nichts verstehen, dass sie als Aufsichtsräte überfordert sind. Was hilft? Helmut Schmidt, Altkanzler und Großökonom, fordert ein internationales Kontrollorgan unter Aufsicht des Weltwährungsfonds. Ob wir das noch erleben?

Der Autor ist Chefreporter der AZ.

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