Im Fasching sitzt das Geld locker
Fasching, Karneval und Fastnacht kurbeln die Wirtschaft an. Was das Feiern kostet, wer wie viel verdient und wo die Kostüme herkommen
MÜNCHEN Einmal Superman für 50 Euro, einmal Kleopatra für 30 Euro. Und wenn die Tochter Verkleiden zwar blöd findet, kann doch der Hund für zehn Euro als Doktor mitgehen. Ob Fasching, Karneval oder Fastnacht: In der narrischen Zeit ist viel erlaubt. Und das lassen sich die Deutschen Jahr für Jahr viel kosten.
1,4 Milliarden Euro investieren die Narren nach Berechnungen des 2,6 Millionen Mitglieder starken Bundes Deutscher Karneval (BDK) jährlich. Andere sprechen von noch mehr. Fest steht: Wer feiern will, auf den kommt einiges zu: von Kostüm über Verpflegung bis Übernachtung.
Beispiel Köln: Während unterm Jahr die Hotelpreise bei rund 96 Euro liegen, werden in der Zeit zwischen Weiberfastnacht und Aschermittwoch 141 Euro pro Übernachtung fällig, berichtet das Hotelportal HRS. In München schaut das schon anders aus: Mit durchschnittlich 98 Euro pro Zimmer und Nacht sind die Zimmer derzeit sogar neun Euro günstiger als im Jahresdurchschnitt.
Auch sonst profitieren vor allem die Karnevalshochburgen am Rhein von der Zahlungsbereitschaft der Narren. In Köln und Düsseldorf sind Schätzungen zufolge mehr als 8000 Arbeitsplätze an die Karnevalszeit gekoppelt. Für München gibt es keine gesonderten Auswertungen über den Umsatz im Fasching.
In jedem Fall jubeln dürften die Hersteller von Schokolade, Bonbons & Co.: Auch in diesem Jahr werden bei den Faschingsumzügen 600 Tonnen Süßwaren unter die Feiernden gebracht, schätzt der Bundesverband der Deutschen Süßwarenindustrie.Schokohauptstadt wird dann Köln: Dort regnen 700.000 Schokoladentafeln und über 220.000 Schachteln Pralinen auf die Narren.
Einen positiven Trend erwarten auch die Kostümhersteller, von denen rund ein dutzend in der Fachgruppe Karneval im Deutschen Verband der Spielwaren-Industrie organisiert sind. In der Saison 2012/2013 hatten sie 2,4 Millionen Erwachsenenkostüme, 1,9 Millionen Kinderkostüme, 980.000 Perücken, zwei Millionen Hüte, 6,3 Millionen Schminksets und über 50 Mio. sonstige Accessoires verkauft. Beim Umsatz gab’s jedoch ein Minus von 2,3 Prozent: 286,2 Millionen Euro.
Weil aber die diesjährige Saison fast zwei Wochen länger dauert, ist die Fachgruppe optimistisch: Es sind sogar Umsätze bis zu 300 Millionen Euro denkbar. Darin enthalten sind rund 30 Millionen Euro aus den Verkäufen von Halloween-Artikeln.
Wie viel die Deutschen für Trends wie Superman, Star Wars oder Tierkostüme ausgegeben, entscheidet sich ohnehin erst in diesen Tagen. Zwar beginnt die narrische Zeit bereits am 11. November, doch die meisten Einkäufe werden in den letzten vier Wochen vor Rosenmontag gemacht.
Wichtig sei das Wetter, sagt Fachgruppen-Sprecher Dieter Tschorn im Gespräch mit der AZ. „Das entscheidet über die Teilnehmerzahlen an den Umzügen und somit über entsprechende Last-Minute-Käufe.“ In der Fachgruppe sind rund ein dutzend deutsche Hersteller von Kostümen, Masken und Accessoires organisiert. Produzieren lassen sie wie alle anderen Hersteller auch zum größten Teil in Fernost, Osteuropa und Nordafrika.
Großer Vorreiter ist China: Von dort stammten im Jahr 2013 zwei von drei importierten Kostümen (67,7 Prozent), wie das Statistische Bundesamt mitteilt. Der Warenwert: 57 Millionen Euro. Bezogen auf alle Warengruppen ist das ein kleiner Anteil: So importiert Deutschland jährlich Waren im Wert von 73 Milliarden Euro aus China. Zum Vergleich: Im Bereich T-Shirts liegt die Einfuhrsumme bei mehr als 183 Millionen Euro.
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