Ikea-Möbel kamen aus dem Stasi-Knast

Auch Manager der Kette wussten, dass politische Häftlinge in der Produktion arbeiteten
von  AZ Aktuellredaktion

 

BERLIN Trendige Einrichtung, gefertigt im Unrechtsstaat: Immer wieder war die Möbelkette aufgefordert worden, ihre Vergangenheit offenzulegen, unter anderem von ehemaligen politischen Gefangenen der DDR. Im Stasi-Staat hatte Ikea Möbel und andere Produkte fertigen lassen. Jetzt bestätigte der Konzern selbst, dass Strafgefangene dafür eingesetzt wurden.

Das Unternehmen hatte eine Wirtschaftsprüfungsgesellschaft beauftragt, die Wahrheit über die Produktion in der DDR aufzudecken. Jetzt steht fest: Ikea-Manager wussten sehr wohl, dass Aufträge der Kette in der DDR von politischen Gefangenen erledigt wurden. „Wir bedauern außerordentlich, dass dies geschehen konnte“, erklärte Ikea-Managerin Jeanette Skjelmose.

Ikea hatte zuletzt eine Hotline eingerichtet, unter der frühere Gefangene ihre Erlebnisse schildern konnten. In vielen Fällen landeten Menschen als politische Gefangene in den Gefängnissen, die sich selbst gar nicht als Oppositionelle begriffen, sondern beispielsweise nur versucht hatten, nach Westdeutschland zu gelangen.

In den DDR-Haftanstalten arbeiteten sie auch für andere westdeutsche Unternehmen. Der Brandenburger CDU-Fraktionschef Dieter Dombrowski etwa berichtete, er habe im Gefängnis Praktika-Kameras zusammengeschraubt – und sie später im Quelle- und im Neckermann-Katalog wiedergefunden. Der SED-Forschungsverbund an der FU Berlin stellt fest, politische Häftlinge hätten für den Westen beispielsweise im Stasi-Gefängnis Bautzen Kühlschränke und Waschmaschinen oder im Frauengefängnis Hoheneck Bettwäsche produziert. Welchen Umfang die Zwangsarbeit hatte, ist nicht bekannt. Schätzungen gehen davon aus, dass unter Honecker ständig zwischen 20000 und 30000 Häftlinge zur Zwangsarbeit verpflichtet wurden. Ungefähr ein Drittel davon sollen politische Häftlinge gewesen sein.

 

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