Ignorant
"Die jetzt bestehende Regelung ist mehr Lücke als Gesetz": Georg Thanscheidt über die Vorschläge der Wirte zum Nichtraucherschutz im Bierzelt.
Die Welt als Wille und Vorstellung – nach diesem Prinzip gehen Bayerns Festwirte mit dem Thema „Rauchverbot“ um. Jetzt haben sie in einer vollmundig „Regensburger Manifest“ genannten Erklärung dargestellt, wie nach ihrem Willen Nichtraucherschutz auf der Wiesn und auf anderen Volksfesten künftig funktionieren soll: Die Nichtraucher an die Katzentische – und gut lüften.
Da möchte man – in Anlehnung an ein jetzt schon 160 Jahre altes Manifest – sagen: Ein Gespenst geht um in Bayern. Das Gespenst der Ignoranz. Natürlich ist das Gesundheitsschutzgesetz von der CSU nicht nur dilettantisch vorbereitet, sondern auch noch stümperhaft umgesetzt worden. Diese Regelung ist mehr Lücke als Gesetz – das Chaos um die geschlossenen Gesellschaften lässt grüßen.
Dass für die Wiesn 2008 eine Ausnahmeregelung gefunden wurde – gut so! Aber auch dieWirte müssen zur Kenntnis nehmen, dass dem Schutz der Nichtraucher künftig ein höherer Stellenwert eingeräumt werden muss. Die jetzt in Regensburg vorgestellten Ideen reichen sicherlich nicht aus, um dies zu gewährleisten. Und den Konflikt zwischen Rauchern und Nichtrauchern zu einem „Sicherheitsrisiko“ für Volksfeste hochzustilisieren, ist ebenfalls nicht sachdienlich.
Sachdienlich hingegen wäre es, wenn sich die Wirte – trotz aller berechtigten Kritik im Detail – einfach ab 2009 an das Gesetz halten würden. Ein solches Manifest der Zeltbarone wäre wirklich mal revolutionär.
Der Autor ist stellvertretender Chefredakteur der Abendzeitung
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