IG Metall: Löhne sollen schneller steigen
Berlin - Die Konjunktur brummt, die Gewinne sprudeln – jetzt wollen auch die Beschäftigten ein größeres Stück vom Kuchen haben: Die IG Metall fordert, die Gehälter sollten branchenweit schon im Februar angehoben werden.
Vom kraftvollen Aufschwung in Deutschland sollen nach dem Willen der IG Metall mehr Beschäftigte als bisher profitieren. Die Gewerkschaft forderte nach einem Bericht der Tageszeitung „Die Welt“ (Samstag) die Metall- und Elektrobranche auf, dem Beispiel von Bosch, Audi und anderen zu folgen: Die zum April vereinbarte Einkommenserhöhung solle schon zwei Monate früher ausgezahlt werden. „Die Beschäftigten müssen am Aufschwung teilhaben“, sagte IG-Metall-Vorstandsmitglied Helga Schwitzer der Zeitung.
Bosch hatte als erstes deutsches Großunternehmen angekündigt, die für das kommende Jahr für Metaller vorgesehene Entgelterhöhung von 2,7 Prozent um zwei Monate auf den 1. Februar vorzuziehen. Auch Audi zieht die vereinbarte Tariferhöhung vor. Ford will den Lohn von Februar an um 1,7 statt wie vorgesehen 2,7 Prozent erhöhen. Dies entspreche einem Investitionssicherungsabkommen mit den Mitarbeitern, sagte ein Unternehmenssprecher und bestätigte Presseberichte.
Bei BASF können sich die Mitarbeiter auf eine stattliche Erfolgsbeteiligung einstellen. Der Autozulieferer ZF erklärte, Geschäftsleitung und Arbeitnehmer verhandelten derzeit über eine Sonderzahlung. Auch bei Porsche in Stuttgart gibt es solche Verhandlungen.
Es sei „ein Gebot der Fairness“, die Arbeitnehmer am Aufschwung zu beteiligen, sagte IG-Metall-Chef Berthold Huber der „Passauer Neuen Presse“ (Samstag). Er erwarte, dass die Mehrzahl der Metallbetriebe die Tariferhöhung vorziehe. Auch Unions-Fraktionschef Volker Kauder forderte „angemessene Lohnerhöhungen“ für die Beschäftigten. „Sie haben durch vielfachen Lohnverzicht einen wichtigen Beitrag zur Überwindung der Krise geleistet“, sagte er der Zeitung.
Der Präsident des Arbeitgeberverbandes Gesamtmetall, Martin Kannegiesser, warnte jedoch vor überzogenen Erwartungen. Der Tarifvertrag sei „keine Einbahnstraße“, sagte er der Wirtschaftszeitung „Euro am Sonntag“. Einer Umfrage zufolge schreibe derzeit jedes dritte Unternehmen in der Metall- und Elektroindustrie rote Zahlen oder allenfalls eine schwarze Null. Zuvor hatte der Hauptgeschäftsführer des Deutschen Industrie- und Handelskammertages (DIHK), Martin Wansleben, betont, wichtiger sei es, dass die Unternehmen in der Krise verschobene Investitionen nachholten. „Das hat jetzt Priorität und nicht höhere Löhne“, sagte er.
IG-Metall-Vorstand Schwitzer sagte der „Welt“, die wirtschaftliche Erholung habe zwar noch nicht in allen Branchen voll durchgeschlagen, aber in der Autoindustrie habe sie überraschend rasch gegriffen. Beispielsweise in Hessen, Rheinland-Pfalz, Thüringen und dem Saarland lägen die Ergebnisse der Unternehmen zu 80 Prozent über den Erwartungen, sagte der IG-Metall-Bezirksleiter für diese vier Bundesländer, Armin Schild, der Zeitung. Bislang profitierten davon aber nur 15 Prozent der Beschäftigten in diesen Firmen.
Kauder forderte außerdem, die Unternehmen müssten „nun vor allem den jungen Menschen sicherere Berufsperspektiven geben“: „Befristete Arbeitsverträge sollten die Ausnahme sein. Wer jungen Arbeitskräften keine Perspektive bietet, sollte sich nicht über Fachkräftemangel beklagen“, betonte er.
Derzeit strotzt die Wirtschaft vor Selbstbewusstsein: Die Auftragsbücher sind voll, die Exportnachfrage boomt und die Konsumlaune der Verbraucher in Deutschland ist gut. Die Bundesregierung hatte ihre Wachstumsprognose für das laufende Jahr kürzlich von 1,4 auf 3,4 Prozent mehr als verdoppelt.
dpa
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