Ifa 2009: Kennen Sie noch die berühmten Hi-Fi-Marken von früher?

Berlin - AEG, Blaupunkt, Dual: Viele berühmte deutsche Hi-Fi-Marken gibt es längst nicht mehr. Andere haben alle Krisen bestens überstanden - wie Loewe oder Miele. Zur Internationalen Funkausstellung in Berlin wirft die AZ einen nostalgischen Blick zurück
AEG – Von Glühbirne bis Kernkraft
„Aus Erfahrung gut“– wer kennt diesen Slogan nicht? In den Fünfziger Jahren wurde er zum Markenzeichen des Berliner Unternehmens AEG. Dessen erstes Produkt war eine elektrische Glühlampe, es folgten Bohrmaschinen, Kühlschränke, Lokomotiven, sogar Kernkraft. Der Niedergang begann in den Siebzigern: Aus AEG wurde unter Spöttern bald „Aufbauen, einschalten, geht nicht“ – und das Unternehmen 1996 schließlich aufgelöst. Die schwedische Firma Elektrolux führt AEG heute als eigenständige Marke weiter.
GRUNDIG – Tonbänder in Koffern
Sie hießen Heinzelmann, Reporter oder Mickey-Boy. Die Radio- und Elektrogeräte von Grundig sind heute Kult. Diese Heimgeräte, für die man ganze Schränke brauchte, um sie zu verstauen. Oder Tonbandgeräte in Koffern, damit man sie mit auf Reisen nehmen kann. Nach dem Zweiten Weltkrieg galt Max Grundig als Shootingstar der Unterhaltungselektronik, machte seine Firma zum größten Radiounternehmen Europas. Später ging’s bergab. 2003 meldete die Grundig AG Insolvenz an, baut seitdem auf wechselnde Investoren.
METZ – Made in Franken
Gebaut wird immer noch im fränkischen Zirndorf. Daran hat sich in all den Jahren nichts geändert. Früher fertigte Metz vor allem Radios und Blitzgeräte, sattelte dann schnell auf die Produktion von Fernsehgeräten um. Ihr legendäres Fernsehmodell „Nordkap“ nahmen die Franken erst 1973 vom Markt – nach 26 Jahren. Heute sind die Fernseher vor allem eines: flach. Auf der Ifa präsentiert Metz ein System zur Steuerung elektronischer Geräte via Fernseher. Das war 1938 in Zirndorf wirklich noch undenkbar.
MIELE - Gut durch alle Krisen
Los ging es mit 112 Mitarbeitern, vier Drehbänken und einer einzigen Bohrmaschine: 1899 wurde Miele in Gütersloh gegründet, widmete sich um die Jahrhundertwende vor allem dem Bau von Milchzentrifugen und Buttermaschinen. Miele baute 1960 den ersten vollautomatischen Geschirrspüler, zwei Jahre später den ersten Waschvollautomaten mit Einknopfelektronik. Den großen Kahlschlag unter deutschen Elektrounternehmen hat Miele gut überstanden. Auf der IfA stellt Miele einen neuen Hybridstaubsauger mit Akkubetrieb vor.
DUAL – Der erste Plattenspieler
Bei älteren Semestern dürfte der Name noch rührselige Erinnerungen hervorrufen. Der erste Plattenspieler, na klar, war ein Dual-Plattenspieler. Die Schwarzwälder Gebrüder Steidinger kombinierten das bis dahin übliche mechanische Federwerk mit einem elektromagnetischen Motor. Mit dem Beginn des digitalen Zeitalters und dem Siegeszug der CD verschwand die Schallplatte jedoch nach und nach – und die Steidingers lösten ihr Unternehmen 1982 auf. Das Dual-Logo gibt es aber bis heute.
LOEWE - Der Coup von 1961
Es gab tatsächlich Zeiten, da war die deutsche Radio- und Fernsehindustrie sehr erfolgreich. Loewe aus Kronach, gegründet 1923, produziert als einziges Unternehmen bis heute. Ein Coup gelang 1961 mit dem „Optacord 500“, der als erster Heimvideorecorder der Republik Einzug in die deutschen Wohnzimmer hielt. Stolz ist Loewe heute besonders auf seine Eigenständigkeit. Man produziert derzeit vorrangig LCD-Fernseher. Auf der Ifa stellen die Franken ihr neues Home Entertainment System vor.
Carsten Eberts/Christian Plößl