Ich bin dann mal da
Schlämmers glühendste Fans sind Politikjunkies. Kein Zufall - AZ-Aktuell-Ressortchef Frank Müller über Hape Kerkelings „Wahlkampf“
Ein kurzes Gedankenspiel: Würden Sie Horst Schlämmer zum Bundeskanzler wählen? Die Wette gilt: Dürfte seine HSP (Horst Schlämmer Partei) am 27. September antreten, dann wäre der Sprung über die Fünf-Prozent-Hürde für sie ein Klacks. Und wer weiß, in welches Ministeramt die neuen Mehrheitsverhältnisse nach der Wahl den Altjournalisten und Neupolitiker Schlämmer noch spülen würden.
Es wäre leicht, daraus ein Untergangsszenario aus Politikverdrossenheit und Kulturpessimismus zu malen. Doch die Hunderttausende von Schlämmer-Fans, die seine Spaßbotschaft im Internet und demnächst im Kino weitertragen – sie amüsieren sich zwar über die Politik. Das aber hat die Politik erstens durchaus verdient. Und zweitens ist das Lachen über sie eine Form der Auseinandersetzung und keine des Desinteresses.
Deswegen wird die Kampagne von Horst Schlämmer alias Hape Kerkeling der Politik nicht schaden, ganz im Gegenteil. Die glühendsten Fans von Kerkelings neuestem Streich findet man unter den Politik-Junkies, und das nicht zufällig: Wer genügend Zeit auf Ortsvereinssitzungen und Parteitagen verbracht hat, der erkennt, wie perfekt dieser Schlämmer den großen Irrsinn und die kleine Aufgeblasenheit karikiert, aus der die Politik eben auch besteht.
Politiker, denen das nicht gefällt, dürfen sich gerne an uns schadlos halten. In seinem früheren Leben war die Kunstfigur Schlämmer bekanntlich Journalisten: stellvertretender Chefredakteur des „Grevenbroicher Tagblatts“. Auch in dieser Rolle war Schlämmer richtig gut. Und manchmal erschreckend realistisch.