Hindernisse im Alltag

Kleine Linkshänder von Anfang an unterstützen – umlernen kann negative Folgen haben
von  Abendzeitung

Kleine Linkshänder von Anfang an unterstützen – umlernen kann negative Folgen haben

Linkshänder stoßen im Alltag immer wieder auf Hindernisse – Geldautomaten haben den Kartenschlitz z.B. auf der rechten Seite, auch im Restaurant liegt das Messer grundsätzlich rechts. In so einem Umfeld aufzuwachsen, kann für Kinder mit einer dominanten linken Hand ganz schön anstrengend sein. „Manche Kinder glauben sogar, ihre Linkshändigkeit sei eine Störung", berichtet Johanna Barbara Sattler, Leiterin der Ersten deutschen Beratungs- und Informationsstelle für Linkshänder und umgeschulte Linkshänder in München. Sie erklärt den Kleinen dann, dass es vollkommen normal sei, Linkshänder zu sein. „Genauso, wie es Mädchen und Jungen gibt, gibt es auf der Welt eben auch Linkshänder und Rechtshänder", stellt die Expertin klar.

Welche Hand ein Kind bevorzugt, merken Eltern oft schon im Kleinkindalter daran, wie das Kleine nach Spielzeug oder Essen greift. Bei manchen Kindern dauere es aber auch länger, bis sich die dominante Hand klar auspräge. „Bis zu einem Alter von ungefähr viereinhalb Jahren sollte die Händigkeit allerdings klar sein. Andernfalls sollte man einen Kinderarzt aufsuchen, um das abzuklären und sich eventuell an einen Experten vermitteln zu lassen", sagt die Autorin des Ratgebers „Linkshändige Kinder im Krippen- und Kindergartenalter".

Oft sei hier nämlich das Problem, dass das Kind zwar Linkshänder sei, sich aber an seiner rechtshändig geprägten Umgebung orientiere – und das könne Schwierigkeiten bereiten.

Denn wenn Linkshänder umlernen und sich an rechtshändige Bewegungen gewöhnen, wirkt sich das negativ auf die Abläufe im Gehirn der Personen aus, wie die Linkshänderberaterin Sylvia Weber aus Markt Indersdorf betont. „Viele umgelernte Linkshänder haben beispielsweise Probleme mit der Konzentration, mit der Rechtschreibung und mit feinmotorischen Aufgaben – sogar Sprachstörungen können durch die unnatürlichen Bewegungsabläufe entstehen", warnt die Autorin des Ratgebers „Linkshändige Kinder richtig fördern". Dabei sei es egal, ob das Kind zur Rechtshändigkeit gezwungen worden sei oder ob es selbst beschlossen habe, lieber wie seine Freunde zu malen und zu schreiben.

Linkshänder müssen also Linkshänder bleiben. „Sie brauchen in der Kindheit aber spezielle Unterstützung, da sie viele Bewegungsabläufe nicht einfach nachahmen können", sagt Sylvia Weber. Besonders wichtig sei, dass sich Linkshänder von Anfang an die für sie richtige Schreibhaltung angewöhnten: Versuchen die Kinder nämlich so zu schreiben wie ihre rechtshändigen Mitschüler, sehen sie das Geschriebene nicht und verwischen ihre Schrift beim Weiterschreiben.

„Viele gewöhnen sich daher eine schädliche, hakenförmige Handhaltung an." Mit dem Training sollte man laut Weber mindestens ein Jahr vor der Einschulung beginnen. „Am besten achtet man bei kleineren Kindern schon beim Malen beispielsweise darauf, dass das Kind das Blatt leicht nach rechts neigt", ergänzt Johanna Barbara Sattler.

Zusätzlich können Linkshänder sich in sogenannten Schreibvorbereitungskursen an die richtige Handhaltung gewöhnen.

Sylvia Weber empfiehlt rechtshändigen Eltern kleiner Linkshänder, sich mit den für ihr Kind richtigen Bewegungsabläufen zu beschäftigen. Nach Möglichkeit sollte man linkshändigen Kindern bestimmte Vorgänge auch mit links vormachen. „Eine gute Lösung ist auch, dass man sich beim Vormachen nicht neben das Kind stellt, sondern ihm gegenüber – so sieht es die Abläufe spiegelverkehrt."

Wichtig sei, dass die speziellen Bewegungsabläufe ganz selbstverständlich und unauffällig integriert werden. Man sollte also nicht immer betonen, dass das Kind das ja anders machen muss als Mama und Papa.

Auch sollte es beispielsweise eine Selbstverständlichkeit sein, dass am Essensplatz des Linkshänders das Messer stets links liegt und dass der Kinderschreibtisch die Ablagen und Schubladen eben auf der linken Seite hat.

Wenn das Kind sich nämlich wegen seiner Linkshändigkeit ständig wie ein Außenseiter fühle, könne es passieren, dass es anfange, sich rechtshändige Bewegungsabläufe beizubringen – mit den erwähnten negativen Folgen.

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