High-Tech-Jagd auf die deutschen Maut-Muffel

Maut-Sünder haben es seit 1. Februar in Österreich noch schwerer. Das Nachbarland hat die automatische Kontrolle gestartet. Das Pikante daran: die Technik kommt von Siemens.
von  Abendzeitung
Mobile Mautkontrolle in Österreich: Die rund 100 Vignetten-Polizisten können sich künftig auch auf modernste Technik stützen.
Mobile Mautkontrolle in Österreich: Die rund 100 Vignetten-Polizisten können sich künftig auch auf modernste Technik stützen. © Asfinag

Maut-Sünder haben es seit 1. Februar in Österreich noch schwerer. Das Nachbarland hat die automatische Kontrolle gestartet. Das Pikante daran: die Technik kommt von Siemens.

MÜNCHEN Im Internetforum des österreichischen Rundfunks bekam die „AVK“ schon am ersten Tag der Einführung ihr Fett weg. „Ich weiß nicht, warum man über die alten Raubritter schimpft“, schreibt Nutzer „Sako“. „Moderne Wegelagerei“ sei die neue Kameraüberwachung der Vignettenpflicht durch Österreichs Autobahngesellschaft Asfinag. Alles in allem: „ein Grauen“.

Vor allem Deutsche im Visier

„AVK“ ist die Abkürzung für „Automatische Vignettenkontrolle“. Die gibt es seit 1. Februar auf österreichischen Autobahnen und Schnellstraßen. Dahinter steckt ein mobiles Kamerasystem, mit dem die Asfinag die Jagd auf Mautsünder verschärft – vor allem auf Deutsche.

Warum wurde das System eingeführt? „Die automatische Kontrolle ist keine Abzocke“, sagt Marc Zimmermann von der Asfinag. „Sie soll nur die Vignettenmoral heben.“ Die ist bei deutschen Autofahrern besonders mies. „Die Deutschen sind die Vignettenmuffel Nummer eins.“ Von 85000 Mautprellern, die jährlich in Österreich erwischt werden, kommt ein Drittel aus Deutschland – plus Dunkelziffer: „Das sind ganz schön viele“, meint Maximilian Maurer vom ADAC. Regelmäßige Österreich-Urlauber etwa oder Deutsche aus dem Grenzgebiet. „Die wissen, wo die Kontrolleure stehen und probieren’s ohne Vignette.“ Die automatische Kontrolle macht ihnen nun das Leben schwer.

Kameras als Autofahrer-Schreck

Wie funktioniert das System? Es besteht aus einer Hightech-Kamera, die auf Brücken oder Stahlgerüsten über der Straße montiert wird. Entwickelt hat den Autofahrer-Schreck der deutsche Siemens-Konzern. Der Vignetten-Blitzer macht zwei Bilder: eins von der Windschutzscheibe und eins vom Kennzeichen. „Das Ding kann ganz schön viel“, sagt Martin Hoffer vom österreichischen Automobilclub ÖAMTC. Muss es auch: Denn bei den Kurzzeit-Vignetten gibt nur ein Mini-Loch im Pickerl die Gültigkeit an. „Das ist aber gut erkennbar“, versichert Asfinag-Sprecher Zimmermann.

Bislang gibt es aber erst eine Kamera. Sie wandert alle drei Tage an einen anderen Ort. Später will die Asfinag mehr anschaffen. Daneben sind in Österreich rund 100 Maut-Kontrolleure unterwegs.

Vollstreckung auch in Deutschland

Was droht den Autofahrern? Wen die Kamera ohne Vignette blitzt, der wird entweder gleich von Kontrolleuren rausgezogen und bestraft. Oder die Behörden schicken einen Strafbescheid nach Deutschland. Der wird dort auch vollstreckt. Allerdings: „Deutsche Behörden verlangen oft ein eindeutig erkennbares Foto des Fahrers“, sagt ADAC-Mann Maurer. Ist das nicht dabei, kommt ein Maut-Sünder mit gutem Anwalt möglicherweise davon.

aja

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