Heim nach Bayern
MÜNCHEN Die Begriffe weisen den Weg – im besten Neudeutsch. „Return to Bavaria“, „Study and stay in Bavaria“ – beides, um mehr Fachkräfte für „Work in Bavaria“ zu gewinnen. Der bayerische Wirtschaftsminister Martin Zeil stellte gestern Initiativen seiner Regierung vor, mit denen versucht werden soll, qualifizierte Arbeitskräfte für Bayern zu gewinnen. Der Himmel war weißblau, der Ort für eine aufwärts strebende Anwerbeaktion symbolträchtig: die „SkyLounge“ im 14. Stock der Münchner „Telekom-Towers“. Dort gibt’s aus 65 Meter Höhe eine fantastische Aussicht.
Und eine solche strebt auch Zeil ein Jahr vor der Landtagswahl für den bayerischen Arbeitsmarkt an. Dem geht’s eigentlich blendend, bei einer Arbeitslosenquote von nur 3,5 Prozent und einer Rekord-Beschäftigten-Zahl von 4,8 Millionen. Doch es gibt eine Kehrseite dieses Booms. Nach aktuellen Berechnungen werden zwischen Main und Alpen bis 2015 eine halbe Million Fachkräfte fehlen. Zeil könnte die Firmen auffordern, mehr für ihren Nachwuchs zu tun, oder konkrete Verbesserungen für ausländische Experten, die bei uns arbeiten wollen, in die Wege leiten.
Vorerst stimmt er aber in die Klagelieder der Unternehmer ein: „Dem Mittelstand gehen durch diesen Mangel bereits heute Umsätze in Höhe von sage und schreibe 6,6 Milliarden Euro verloren. Wohlgemerkt – jedes Jahr und nur dem bayerischen Mittelstand.“ Um den Abfluss von wertvollem Know-How zu verhindern, gab Zeil gestern den Startschuss zu einer Joboffensive, deren genaue Konturen freilich noch unklar blieben. Dafür immerhin ließ sich Zeil von BMW-Erbin Susanne Klatten, Wolfgang Reitzle (Linde), Herbert Hainer (Adidas) und Anton Kathrein (Kathrein-Werke) – auf dem Podium unterstützen.
Die Zielgruppe der illustren Runde: Bayerische und deutsche Fachkräfte, die in den letzten Jahren ins Ausland abgewandert sind. Deren Zahl ist hoch: Derzeit leben allein in den 34 OECD-Ländern rund drei Millionen Deutsche, davon etwa eine halbe Million Frauen und Männer aus Bayern. Oft scheitert ihre Rückkehr – die sich ein Großteil vorstellen kann – auch an dem großen Arbeitsaufwand und, so Zeil, „leider immer noch an reichlich Bürokratie und Formularen“. Bei deren Überwindung soll unter anderem die Geschäftsstelle von „Return to Bavaria“ helfen.
Die zweite Zielgruppe sind ausländische Studenten an bayerischen Hochschulen, die in großer Zahl nach ihrem Studium in ihre Heimat zurück kehren. Sie sollen gelockt werden, in Bayern zu bleiben. Zeil versuchte gleich, „Stammtischparolen“ vorzubeugen: „Arbeitslose und Fachkräfte gegeneinander auszuspielen offenbart entweder bösen Willen oder politische Einfältigkeit.“