Haushaltsstudie: Wo bleibt eigentlich mein Geld?!

BERLIN - Der deutsche Durchschnitts-Haushalt hat 3707 Euro brutto, zahlt davon 793 Euro an den Staat und gibt vom Rest 106 Euro für Schuhe und Kleidung aus: Die große Studie, wie es im Geldbeutel der Bürger aussieht.
Wie leben die Deutschen? Woher stammt ihr Geld und wofür geben sie es aus? Das Statistische Bundesamt erhebt dazu alle fünf Jahre die umfassende „Einkommens- und Verbrauchsstichprobe“ (EVS), für die 60000 Haushalte minutiös buchführen. Ein Teil der Daten – von den 15 Prozent Ärmsten – war für die Reform der Hartz-IV-Sätze verwendet worden. Jetzt hat das Bundesamt am Mittwoch unter dem Titel „Wo bleibt mein Geld?“ das Gesamtwerk vorgelegt: wie es in den Portemonnaies aller Bürger aussieht. „Das ist in der Hartz-IV-Debatte etwas untergegangen“, so Vizepräsident Peter Weigl gestern – er wies nochmal extra darauf hin, dass die Regierung selbst ausgesucht habe, welche Daten sie verwende.
Woher kommt das Geld? Im Schnitt hatte jeder private Haushalt 2008 im Monat 3707 Euro brutto zur Verfügung. 62 Prozent davon waren selbst erwirtschaftet (selbstständig oder angestellt). 23 Prozent sind Transferleistungen (Rente, Hartz IV, Kindergeld), 10 Prozent Vermögen, der Rest stammt aus Vermietungen, Lebensversicherungen und anderem. Die Schere zwischen Ost und West geht wieder auseinander: Ein Haushalt im Osten hatte 2867 Euro brutto: 75 Prozent des West-Niveaus. 2003, bei der letzten EVS, waren es 77,5 Prozent. Auffällig: Paare mit Kindern leben besonders selten von öffentlichen Geldern (12 Prozent; bei allen anderen sind es um die 30 Prozent). Dort hat auch in 95 Prozent der Haushalte mindestens einer Arbeit.
Wie viel nimmt der Staat? Brutto hat ein Paar mit Kindern 5441 Euro, Paare ohne Kind 4230 Euro, Alleinerziehende 2327 Euro und Alleinlebende 2193 Euro (also der gesamte Haushalt zusammen). Von dem Einkommen gehen noch Steuern und Abgaben ab: im Schnitt 793 Euro pro Monat, davon 416 Euro Steuern plus 377 Euro für Kranken-, Renten-, Pflege- und Arbeitslosenversicherung. Die Abgabenquote ist damit auf 21,4 Prozent angestiegen.
Wer hat am meisten? Wenn man nicht den Gesamthaushalt betrachtet, sondern pro Kopf umrechnet, geht es Alleinlebenden am besten: Sie kommen netto auf 1726 Euro, gefolgt von Paaren ohne Kind mit 1694 Euro pro Nase, dann die Familien (1103 Euro pro Person). Schlusslicht sind die Alleinerziehenden mit 845 Euro.
Wie viel wird konsumiert? Im Durchschnitt hatte jeder Haushalt 2965 Euro für Ausgaben zur Verfügung, davon gehen 2245 Euro in den Konsum. Die höchste Konsumquote haben Alleinerziehende mit 88,1 Prozent: Angesichts des niedrigen Gesamtbudgets bleibt ihnen nichts anderes übrig, als die Mittel für den täglichen Bedarf einzusetzen. Am meisten zurücklegen können Familien mit Kindern (Faktor sechs im Vergleich zu Alleinerziehenden): Bei ihnen gehen 70,7 Prozent in den Konsum, 14,8 Prozent werden gespart. Dahinter folgen Paare ohne Kind. Alleinlebende sparen ebenfalls wenig – sie setzen sich aus knapp 50 Prozent berufstätigen Singles, einem Drittel Rentner und gut zehn Prozent Arbeitslosen zusammen.
Und wofür geht es genau weg? Größter Ausgabenposten ist mit 32,6 Prozent die Miete. Dahinter folgen der Verkehr mit 14,6 Prozent und dann Nahrungsmittel (14,3 Prozent), Details siehe Tabelle. In der Feinaufschlüsselung unterscheiden sich die Ausgaben nach Haushalten: Alleinlebende geben einen besonders großen Teil für Miete aus (37,5 Prozent des Einkommens), sparen beim Essen (12,9 Prozent). Alleinerziehende führen bei Essen, Handy-Telefonaten und auch Haustieren, Paare ohne Kind bei Restaurantbesuchen, Reisen und Gesundheitspflege. Familien haben die Nase bei Computerspielen und Hobbys vorn.
Der Gesamtdurchschnittsdeutsche jedenfalls investiert jeden Monat unter anderem 321 Euro für Essen, 106 Euro für Kleidung und Schuhe, 113 Euro für Haushaltsgeräte, 94 Euro für seine Gesundheit, 328 Euro für den Verkehr und 261 Euro für Freizeit aus. Nicht zu vergessen 1,20 Euro Ausleihgebühren für Sport- und Campingartikel. tan