Hängepartie für die Opelianer

BERLIN/RÜSSELSHEIM - Die Regierung will Opel helfen, aber nicht um jeden Preis. Das Konzept der US-Mutter GM wird erstmal geprüft. Für die Mitarbeiter wird’s hart – so oder so
Der Blitz ist das Markenzeichen von Opel. Doch eine Blitzrettung der Regierung für die angeschlagene Autofirma wird es nicht geben. „Es ist keine Vorentscheidung gefallen“, sagte Wirtschaftsminister Karl-Theodor zu Guttenberg gestern. Bevor man über Staatshilfen entscheide, will Guttenberg die Pläne der Opel-Mutter General Motors (GM) erst einmal gründlich prüfen. Und das kann wohl dauern.
Das Konzept von GM. Die Opel-Spitze stellte ihren Plan gestern im Wirtschaftsministerium vor. Opel soll künftig auf eigene Kappe arbeiten: „Eigenständig, abgeschottet, überlebensfähig“, so umschrieb GM-Europachef Carl-Peter Forster das Konzept. GM bleibt vorerst Mehrheitseigner und fordert von Europas Regierungen 3,3 Milliarden Euro. Wie viel Geld genau die Bundesregierung zur Opel-Rettung beisteuern soll, ist noch unklar.
Die Bedingungen für Staatshilfen. Guttenberg fordert: Gibt der Staat Geld, muss es auch Opel zugute kommen – und nicht GM. Das aber ist schwierig. „GM bleibt mit Opel verflochten“, so Stefan Bratzel zur AZ, Leiter des Instituts für Automobilwirtschaft an der FH Bergisch-Gladbach. „Da ist es illusorisch, zu glauben, es würde nichts von dem Geld an GM abfließen.“ Auch könnte GM immer noch pleite gehen. „Möglicherweise überweist man also Milliarden“, so Bratzel. „Dann wird GM insolvent. Dann ist das Geld erstmal weg.“ Wirtschaftsminister Guttenberg will daher zuerst mit der US-Regierung sprechen, bevor er über Staatshilfen entscheidet.
Der Zeitplan der Regierung. Guttenberg will das GM-Konzept „in den nächsten Wochen“ prüfen. Befinde man es für gut, geht es zur EU in Brüssel, so ein Regierungssprecher. Danach falle die endgültige Entscheidung über Staatshilfen. Experte Bratzel glaubt: „Am Ende wird der Staat einspringen. Wir haben ja ein Superwahljahr.“
Die Bedenken der Kritiker. Baden-Württembergs Ministerpräsident Günther Oettinger ist gegen einen Einstieg des Staates. „Eine Beteiligung bei Opel ist ein Dammbruch. Autos bauen ist nicht Staatsaufgabe.“ Auch FH-Professor Bratzel glaubt: Hilft man Opel, halten andere Autofirmen ebenfalls die Hand auf. „Mit welcher Begründung will man dann Ford oder VW Geld verweigern?“
Die Aussichten für die Mitarbeiter. Die sind düster – selbst wenn der Staat mitmacht. Das GM-Konzept sieht den Abbau von 8000 Stellen bei Opel vor. Realistisch für Experte Bratzel: „Will Opel überleben, muss es harte Einschnitte beim Personal geben – ob mit oder ohne Staatsbeteiligung.“ Der Abbau von 5000 Jobs sei das Mindeste, was auf Opel zukommt. Bratzel: „Das Problem ist: Mitarbeitern und Öffentlichkeit wird nicht reiner Wein eingeschenkt.“ A. Jalsovec