Gute Tage für Wulff
Und manch einer fühlte sich schon an den Vorgänger erinnert: Frank Müller, Politikchef der AZ, über den Auftritt des Bundespräsidenten in der Türkei.
Manch holprige Aktion hat den Start des neuen Bundespräsidenten begleitet: Christian Wulff verstolperte sich beim Rauswurf von Thilo Sarrazin aus dem Bundesbankeramt, er schwieg zu lange, als es gegolten hätte, zumindest dem gröbsten Unfug in Sachen Integration ein paar vernünftige Worte entgegenzustellen. Die Kritik an ihm nahm sogar so stark Fahrt auf, dass sich mancher an die letzten Tage seines Vorgängers erinnert fühlte: spätestens dann, als Wulff hilflos fehlenden Respekt vor dem Amt anmahnte. Mit dieser Begründung war einst Horst Köhler abgetaucht.
Jetzt zeigt sich erfreulicherweise ein anderer Wulff. Anders als viele Kollegen in den schwarz-gelben Führungsetagen zeigt der Präsident einen sympathischen Zug: Er lernte aus öffentlicher Kritik. Sein Auftreten in der Türkei war außenpolitisch klug und zeigte den Dampfplauderern zu Hause die Grenzen auf. Fast schon hohe Präsidentenschule war es, seinem umstrittenen Berliner Satz, der Islam gehöre zu Deutschland, das türkische Pendant entgegenzustellen: Und das Christentum gehört zweifelsfrei zur Türkei. Wenn Wulff diese Mischung aus tagespolitischer Prägnanz und weltläufiger Perspektive beibehält, werden wir an ihm mehr haben, als wir dachten.
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