"Gut, um Arbeitsplätze sichern zu können"

AZ: Wieviele Menschen arbeiten in Bayern zurzeit kurz?
BERTRAM BROSSARDT: Die Zahlen gibt es nur bundesweit und zeitverzögert. Im Oktober hatten wir 71700 Kurzarbeiter, im Dezember haben sich die Anzeigen für Kurzarbeit gegenüber dem Dezember 2011 um 3,7 Prozent erhöht. Das ist eine moderate Steigerung. Unsere Umfrage bei bayerischen Metall- und Elektrofirmen hat ergeben, dass jeder vierte Betrieb über Kurzarbeit nachdenkt.
Was halten Sie von der Forderung, die Dauer des Bezuges von Kurzarbeitergeld zu verlängern, von zwölf auf 24 Monate?
Wir fordern das auch. Wir rechnen zwar für 2013 mit einem leichten konjunkturellen Plus, aber auch mit vielen Unsicherheiten wegen der labilen Verfassung der Finanzmärkte. Für plötzliche Auftragseinbrüche, die nicht von Dauer sind, ist Kurzarbeit eine gute Regelung, um Arbeitsplätze sichern zu können. Die Firmen bleiben trotz des Kurzarbeitergeldes auf einem Teil der Personalkosten und dem damit verbundenen Verwaltungsaufwand sitzen.
Heißt das nicht, dass kleine Firmen sich schwerer tun als große, die Kurzarbeit zu nutzen?
Nein. Wir hatten in der letzten Absatzkrise 2008/2009 durchaus auch kleine Firmen, die dank Kurzarbeit überlebt haben. Die Bundesagentur für Arbeit steuert dieses Jahr auf ein Defizit von bis zu 1,6 Milliarden Euro zu.
Wie sollte das längere Kurzarbeitergeld bezahlt werden – durch einen höheren Beitrag zur Arbeitslosenversicherung?
Nein. Die Bundesagentur sollte einen Kredit aufnehmen oder einen höheren Zuschuss aus Steuermitteln bekommen. Immerhin sind die Mittel des Bundes für die Arbeitsverwaltung im letzten Jahr deutlich zurückgefahren worden.
Wenn wir uns einen Konzern ansehen wie Volkswagen, der nachgerade in Geld schwimmt – ist es der Allgemeinheit wirklich zuzumuten, dass die Konzerntochter MAN ihre Personalkosten übers Kurzarbeitergeld finanzieren lässt, und dies angesichts einer Nachfrageschwäche, die absehbar war und deren Ende im Moment nicht absehbar ist?
Die Alternative wäre doch, sich von Mitarbeitern zu trennen. Wir haben einen gesellschaftlichen Konsens darüber, dass das Instrument des Kurzarbeitergeldes eingesetzt werden kann, wenn absehbar ist, dass ein Unternehmen dauerhaft zu seiner früheren Auslastung zurückkommt.
Und die Einschätzung, wie sich die Auftragslage eines Unternehmens entwickeln wird, trauen sie den Mitarbeitern der Arbeitsämter zu?
Im Rückblick auf die vergangene Krise hat sich gezeigt, dass die Bundesagentur in diesen Fällen gute Arbeit geleistet hat. Ich traue den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern zu, dass sie langfristige Veränderungen der Märkte von kurzfristigen konjunkturellen Ausschlägen unterscheiden können.