Guido auf Abruf
Die Kanzlerin darf ihm nicht mehr viel zumuten. Er ist zu schwach: Angela Böhm, AZ-Landtagskorrespondentin, über Westerwelles Absturz
Vielleicht hat Guido Westerwelle in seinem Leben einfach schon zu viele Rollen gespielt. Und in keiner so richtig überzeugt. Ob als Lenker eines Spaßmobils oder als Besucher im Big-Brother-Container. Am Schlimmsten aber geht es ihm nun als Vizekanzler und Außenminister der Bundesrepublik.
Knapp ein Jahr an der Macht hat er überzeugt, dass er diese Doppel-Rolle auf der politischen Bühne nicht beherrscht. Seine Vorstellung ist inzwischen so katastrophal, dass man schon Mitleid mit ihm bekommen könnte. Denn eigentlich ist Westerwelle ja ein kluger und mit viel Humor ausgestatteter Mann.
Während andere mit ihren Aufgaben wachsen, ist der Vizekanzler in seinem Amt total abgestürzt. Mit einem unvorstellbaren Autoritätsverlust, den er selbst zu verantworten hat.
In seiner eigenen Partei hat er verspielt, auch wenn ihm die Liberalen öffentlich noch die Treue schwören werden. So wie einem Bundesligatrainer, der kurz vor der Ablösung steht. Westerwelle ist ein Vorsitzender auf Abruf. Seine Wähler haben eh längst den Daumen über ihn gesenkt, was die katastrophalen Umfragewerte zeigen.
Westerwelle ist inzwischen so schwach, dass ihm Bundeskanzlerin Angela Merkel im heißen Herbst, der der Bundesregierung bevorsteht, nicht mehr viel zumuten kann. Da ist es nur noch eine Frage der Zeit, bis die ersten Rücktrittsforderungen aus der FDP kommen werden. Denn die Zukunft der Bundesrepublik ist halt kein Spiel, sondern bitterer Ernst.
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