Großes Auto-Kino
Schnelle Autos, waghalsige Manager und kullernde Männertränen - AZ-Wirtschaftsredakteurin Susanne Stephan über das Porsche-Drama
Ich liebe Männer, auch wenn sie manchmal, nun, etwas merkwürdig sind. Aber sie können einem immer wieder die Augen öffnen. Gestern zum Beispiel haben mir die Männer von Porsche bewiesen, dass Autos doch mehr sind als gebogenes Blech.
Das Drama um Porsche in Zuffenhausen – das war großes Männer-Gefühls-Kino, und es fehlte nichts, was echte Kerls ausmacht: irrsinnig aufwändig hergestellte, hoch technisierte Pkw, die unglaublich teuer sind und wirklich beeindrucken, auch wenn sie ihre vielen Pferdestärken auf deutschen Straßen kaum je ausfahren dürfen.
Irrsinnig waghalsige Aktienspekulationen, die keinen echten Sinn machen, außer dass zwei Manager in Baden-Württemberg Heldentum beweisen, mutig ihre Grenzen sprengen und Unternehmensgeschichte schreiben wollen.
Und dann: ein irrsinniges Scheitern, mit Milliarden- Beträgen, die praktisch in den Sand gesetzt werden, andere Manager im fernenWolfsburg, die diabolisch dreinschauen und genüsslich die Messer wetzen, weil sie das Straucheln der Helden für ihre sinistren Umtriebe nutzen. Dass mancher von ihnen österreichisch spricht, verstärkt den morbiden Charme der ganzen Sache nur noch.
Am Ende: Der tragische Untergang der Stuttgarter Angreifer, Tränen kullern über angegrauteWangen, Schwüre werden geschworen, gestandene Mannsbilder liegen sich in aller Öffentlichkeit in den Armen. Da weiß man, wozu die Autoindustrie gut ist. Danke, Wendelin Wiedeking! Danke, Holger Härter! Danke, Ferdinand Piëch! Danke,Wolfgang Porsche!