Grillfleisch im Test

So fällt das Urteil der Experten aus, die im Auftrag von „Ökotest“ fertig marinierte Schweinenackensteaks untersucht haben. Zwei Mal ist das Fleisch sogar schon gammelig
München - Sommer, Sonne, Grillen – für die meisten gehört da ein ordentliches Stück Fleisch dazu – am besten mariniert. Das Angebot an abgepacktem Grillfleisch in würziger Soße im Supermarkt ist groß. Doch eine aktuelle Untersuchung durch das Verbrauchermagazin „Ökotest“ dürfte so manchen den Appetit verderben. Experten nahmen verschiedene Schweinenackensteaks unter die Lupe.
Das Test-Urteil für einige Produkte: „Unter aller Sau!“
Das Gesamtergebnis: Insgesamt wurden marinierte Schweinenackensteaks von 13 Anbietern getestet. Das Endergebnis: Zwei Mal „gut“, einmal „ausreichend“, einmal „mangelhaft“ und neun Mal „ungenügend“. In zwei Fällen entdeckten die Tester Gammelfleisch, antibiotikaresistente Keime wurden in vier und Rückstände eines Antibiotikums in einer Probe festgestellt. Die Tester haben von jedem Produkt jeweils drei Chargen gekauft, um einen umfassenden Eindruck von der hygienischen Qualität der Produkte zu erhalten.
Die Testsieger: Mit „gut“ abgeschnitten haben die beiden getesteten Bioprodukte „Schweinenackensteak – Bioland“ vom Anbieter Packlhof und „Schröders Bio-Nackensteaks“. Beide Produkte waren qualitativ hochwertig, es fanden sich keine Antibiotika-Rückstände, keine antibiotika-resistenten Keime und die Keim-Belastung war insgesamt in Ordnung.
Der absolute Verlierer: Am schlechtesten schnitten die „Ja! Schweine-Nackensteaks in Paprikamarinade“ von Rewe ab. Zwei der drei getesteten Chargen waren bereits vor Ablauf des Mindesthaltbarkeitsdatums abgelaufen. Das Fleisch roch schlecht und unter der Marinade zeigte es stellenweise grau-grünliche Verfärbungen. Dazu wurden erhöhte Keimzahlen über dem Richtwert der Deutschen Gesellschaft für Hygiene und Mikrobiologie festgestellt. Aus Sicht der Lebensmittelüberwachung sind solche Proben nicht mehr verkehrsfähig. Da auch nicht nachvollziehbar war, woher das Fleisch genau stammt, gab es das Urteil: „ungenügend“.
Weitere Ergebnisse: In das Ergebnis bei „Ökotest“ floss auch mit ein, ob die Haltungsbedingungen der Schweine tiergerecht waren und ob die Hersteller transparent und verantwortlich mit dem Thema umgehen. Weil das im Grunde nur für die beiden getesteten Bio-Produkte zutraf, schnitten die meisten konventionell hergestellten Steaks eher schlecht ab.
Die restlichen Produktbewertungen im Überblick:
- Lidl, Grillmeister Schweine-Nackensteaks Kräuter: ausreichend
- Dornseifer, Grillsteak Paprika: mangelhaft
- Aldi Nord, Grill Time! Paprika-Steaks: ungenügend
- Edeka, Gut&Günstig Grillnackensteaks vom Schwein: ungenügend
- Norma, Gut Bartenhof Steak Hot Chili: ungenügend
- Real, Meister-Brauerei-Steaks Würzig aus Schweinenacken: ungenügend
- Penny, Mühlenhof Grillparty Schweine-Nackensteaks mariniert: ungenügend
- Netto Marken-Discount, Open BBQ Season Schweinenackensteaks Western mariniert: ungenügend
- Kaufland, Purland Steak Mexico, Schweinenacken-Kamm mariniert: ungenügend
- Schulte+Sohn, Bier-Steak, Nackensteaks vom Schwein mariniert: ungenügend
Die Keimbelastung: Neben den Steaks von Rewe konnten die Tester in insgesamt sechs weiteren Schweinesteak-Proben eine erhöhte Keimbelastung nachweisen. Und zwar in jeweils einer Charge von: Dornseifer Grillsteak Paprika, Grill Time! Paprika-Steaks“ von Aldi Nord und in „Gut Bartenhof Steak Hot Chili mariniert“ von Norma.
Bei „Mühlenhof Grillparty Schweinenackensteaks mariniert Kräuter“ von Penny war die Keimbelastung in zwei der getesteten Produktions-Chargen erhöht, bei „Gut&Günstig Grill-Nackensteaks vom Schwein in Paprikamarinade“ von Edeka und „Schulte+Sohn Bier-Steak, Nackensteaks vom Schwein“ wurden sogar in allen drei Test-Chargen erhöhte Keimwerte festgestellt.
Die Keimbelastung wurde nur bei folgenden Steaks mit „in Ordnung“ bewertet: „Grill Meister Schweinenackensteaks Kräuter“ von Lidl, „Meister Brauerei-Steaks Würzig aus Schweinenacken“ von Real, „Open BBQ Season Schweinenackensteaks Western Marinade“ von Netto-Marken-Discount und „Purland Steak Mexico Schweinenacken/-kamm“ von Kaufland.
Resistente Keime: Als besorgniserregend werteten die Tester, dass insgesamt vier Mal antibiotikaresistente Keime nachgewiesen wurden. Belastet damit war je eine Charge von Dornseifer und Kaufland sowie zwei Chargen von Schulte+Sohn. Gefunden wurden sogenannte methicilin-resistente Staphylokokkus aureus (MRSA) und ESBL-bildenden E.-coli-Bakterien. Letztere gelten unter Wissenschaftlern als besonders problematisch, weil sie Enzyme bilden, die viele Antibiotika unwirksam machen und die Resistenz-Eigenschaften auf andere Bakterien, etwa im Magen-Darm-Trakt, übertragen können, sodass Infektionen schwerer zu behandeln sind.
Antibiotika-Belastung: Im Steak von Aldi Nord fand das beauftragte Labor außerdem in einer Charge das zu den Tetracyklinen gehörende Antibiotikum „Doxycyklin“ – ein Antibiotikum, das in der Tierhaltung häufig verabreicht wird, aber auch in der Humanmedizin üblich ist. Allerdings waren die gefundenen Rückstände äußerst gering und die gesundheitlichen Risiken für den Menschen wurden vom Bundesinsititut für Risikobewertung (BfR) als unbedenklich eingestuft.
Die Herkunft: Die Experten von Ökotest wollte auch wissen, wie die Schweine gelebt haben. Doch bei den Herstellern stieß das Verbrauchermagazin auf eine Mauer des Schweigens. Nur drei haben den Fragebogen komplett beantwortet. Die Zurückhaltung ist laut „Ökotest“ nicht überraschend: Die Haltung der etwa 60 Millionen jährlich in Deutschland geschlachteten Schweine sei von „artgerecht“ weit entfernt.