Grant gehört dazu
Ein Markt, der sich nicht verändert, ist bald von gestern: Katharina Rieger, Vize-Lokalchefin, über den Streit um den Viktualienmarkt
Er ist das Herz der Stadt, dort treffen sich echte Münchner und Zugereiste, Abgestürzte und Arrivierte: Der Viktualienmarkt ist für die Identität dieser Stadt der wichtigste Ort. Daher ist es nur verständlich, dass die Marktkaufleute und Wirte dort ihre Geschäfte mit Stolz und Standesbewusstsein versehen. Auf eine gewisse Art sind sie die Lordsiegelbewahrer der Münchner Lebensart. Sie verkaufen nicht nur Spezialitäten, sie verkaufen ein Image. Und das ist wohl der Kern des aktuellen Streits.
Da der Stadt das prestigeträchtige Projekt Schranne völlig entglitten ist, möchte sie offenbar am Markt uneingeschränkt das Sagen haben. Sie will, dass die Stände nicht hinter Zeltlandschaften verschwinden – so weit so gut. Sie will ein gastronomisches Angebot mit Niveau – auch das ist verständlich.
Allerdings muss die Verwaltung auch damit rechnen, dass die Leute vom Markt nicht alles gut finden, was in den Büros der Großmarkthalle erdacht wird. Und dass die Pächter umfassend darüber informiert werden möchten, was mit den Gebühren geschieht, die sie für „Werbung“ entrichten.
Ein Markt, der sich nicht verändert und mit der Zeit geht, ist von gestern. Vor 30 Jahren gab es in der Freibank am Markt Fleisch und Wurst von notgeschlachteten Tieren zu kaufen. Heute wäre das undenkbar, die Kunden haben andere Bedürfnisse. Welche, das müssen Händler, Wirte und Verwaltung gemeinsam betrachten und dann entsprechend handeln. Denn Alleingänge sind nicht gut fürs Herz – aber eine Portion Grant gehört immer dazu.
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