GM zur Abgabe von Opel bereit: „Die Freude überwiegt“
BERLIN - GM will 55 Prozent der Opel-Anteile abgeben. Bundeskanzlerin Angela Merkel freut sich. Doch der Neuanfang könnte noch gestoppt werden. Denn viele Schlüsselfragen sind noch offen.
"Ich freue mich außerordendlich über diese Entscheidung.“ Es ist Donnerstag 15.14 Uhr, als Bundeskanzlerin Angela Merkel das sagt. Eben hat sie mitgeteilt, dass General Motors Opel verkaufen will – an Magna. Jetzt sei es möglich, dass der krisengeschüttelte Autobauer einen neuen Weg einschlage. „Dieser Neuanfang wird nicht einfach sein“, sagt Bundeskanzlerin Angela Merkel. „Aber die Freude überwiegt.“
55 Prozent der Opel-Anteile sollen an das Konsortium aus dem Zulieferer Magna, dem russischen Autobauer Gaz und der russischen Sberbank gehen, zehn Prozent an die Opel-Belegschaft. 35 Prozent an der neuen Gesellschaft „New Opel“ will GM behalten.
Ist das jetzt das Ende eines halbjährigen Dramas? Seitdem Bundeskanzlerin Angela Merkel Opel im März Staatshilfen versprochen hat, tobt der Übernahme-Poker: Anfangs buhlten neben dem österreichisch-russischen Konsortium Magna/ Sberbank (siehe unten) noch Fiat, der US-Investor RHJI und der chinesische Autobauer BAIC um Opel. Nach einer dramatischen Verhandlungsnacht verkündet die Bundesregierung am 30. Mai die Einigung mit Magna, unterstützt durch einen 1,5-Milliarden-Überbrückungskredit der Bundesregierung.
Alles klar war damit längst nicht. Denn die letzte Entscheidung musste in der GM-Zentrale in Detroit gefällt werden. Dort herrscht seit Monaten Chaos: Erst reichte die Konzernspitze im Juni den Insolvenzantrag ein und gründete einen neuen Konzern, der mehrheitlich in Staatsbesitz ist. Und dann sprang der Auto-Absatz wieder an: Dank der Abwrackprämie boomte der Opel-Absatz. GM hielt die Deutschen hin, denen nichts anderes übrig blieb, als alle Investoren im Rennen zu lassen.
In den letzten Tagen kam der Verdacht auf, dass GM Opel gar nicht verkaufen sondern selbst sanieren will.
Schließlich werden im Opel-Entwicklungszentrum in Rüsselsheim energieeffiziente Klein- und Mittelklassewagen entwickelt. Schließlich ist Opel für GM das Tor zum europäischen Markt. Und schließlich ist Magna ein von Russen dominiertes Unternehmen. Die Amerikaner sind nicht scharf darauf, sich einen Konkurrenten quasi selbst zu schaffen.
Warum will GM jetzt doch verkaufen? Und, viel wichtiger, an welche Bedingungen wird der Verkauf geknüpft?
Das Geld ist der Grund für den Verkauf: Schließlich müsste GM Opel nicht nur milliardenschwer sanieren, sondern auch der Bundesregierung den Überbrückungskredit zurückzahlen.
Und so versuchen die Amerikaner jetzt, so viel Opel wie möglich zu behalten – und das Geschäftsrisiko an den neuen Investor abzuschieben.
Völlig unklar ist bis jetzt, zu welchem Preis GM seine Opel-Anteile verkaufen will. Denkbar ist, dass die Amerikaner noch einmal hoch pokern wollen. Viel wichtiger für den US-Konzern ist der Zugriff auf das deutsche Entwicklungszentrum: Hier werden die Autos der Zukunft entwickelt – betrieben mit Strom oder Wasserstoff. Auch offen ist die Frage nach dem Opel-Händlernetz. Denkbar ist, dass GM mit seinem Marken Chevrolet und Cadillac weiterhin das Netz der Opel-Händler nutzen will.
Die Antwort auf diese offenen Fragen wollte GM gestern Nachmittag auf einer Pressekonferenz geben. Bis Redaktionsschluss hatte sich der Beginn der Konferenz verzögert.
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