Globale Gefahren

Gegen die Finanzkrise hilft leider kein Tamiflu. Georg Thanscheidt, der Vize-Chefredakteur der AZ, über Grippe und Globalisierung.
von  Abendzeitung

Gegen die Finanzkrise hilft leider kein Tamiflu. Georg Thanscheidt, der Vize-Chefredakteur der AZ, über Grippe und Globalisierung.

Weit weg war einmal. In Zeiten der Schweinegrippe gibt es kein „jwd“ mehr. Zwischen „janz weit draußen“ und der Schwelle unserer Haustür liegen nämlich nur wenige Flugstunden. Das ist keine neue Erkenntnis. Nur fühlte sich der Exportweltmeister Deutschland im „globalen Dorf“ bisher ganz gut aufgehoben.

Aber nun – 13 Jahre nachdem „Globalisierung“ von der Gesellschaft für deutsche Sprache zu einem der Wörter des Jahres gekürt wurde – ist dieser Begriff Realität geworden: Marode US-Banken gefährden die Ersparnisse der Deutschen, insolvente Auto-Bauer in Detroit lassen Opel in italienische Hände gleiten und der Husten des fünfjährigen Edgar Hernandez geht von Mexiko aus als Schweinegrippe um die ganze Welt.

Das ist beängstigend, ja. Aber es ist nicht die Apokalypse, die da über uns hereinbricht. Sondern eine Krankheit, gegen die es Medikamente gibt. Eine Seuche, die – so viel Zynismus darf in der Krise mal sein – wohl besser beherrschbar ist als die Krise des Kreditwesens oder der unkontrollierte Niedergang ganzer Industriezweige.

Gegen die Schweinegrippe haben wir Gegenmittel – gegen die Finanzkrise hilft leider kein Tamiflu.

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