Gleicher Job, andere Bezahlung: Frauen wollen weniger

Studien zeigen: Frauen sind für die gleiche Arbeit mit geringerem Gehalt zufrieden und finden die Bezahlung gerecht. Bayerns Frauenministerin Haderthauer fordert von den Arbeitnehmerinnen mehr Selbstbewusstsein.
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BERLIN - Studien zeigen: Frauen sind für die gleiche Arbeit mit geringerem Gehalt zufrieden und finden die Bezahlung gerecht. Bayerns Frauenministerin Haderthauer fordert von den Arbeitnehmerinnen mehr Selbstbewusstsein.

Frauen verdienen in Deutschland bei gleicher Qualifikation und gleichem Job rund ein Viertel weniger Geld als Männer. Dass das nicht nur an den Chefs liegt, sondern auch an den Frauen selbst, legen jetzt zwei Studien des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW) nahe. Demnach sind Frauen mit weniger Gehalt zufrieden und empfinden eine geringere Bezahlung offenbar als gerecht.

Die Wirtschaftsforscher fragten bei 10000 Erwerbstätigen, ob sie ihr Gehalt für gerecht halten beziehungsweise welches Gehalt sie für angemessen halten würden. Das Wunschgehalt liegt bei solchen Befragungen in der Regel über dem tatsächlichen Gehalt.

Das Ergebnis der DIW–Studie: Frauen finden nicht nur ein deutlich geringeres Gehalt gerecht als Männer. Das Wunschgehalt von Frauen liegt sogar noch unter dem Gehalt, das gleichqualifizierte Männer tatsächlich bekommen. Hilfskräfte waren da genauso zurückhaltend wie Akademikerinnen.

In einer zweiten Untersuchung wurde nicht nach dem eigenen Gehalt gefragt, sondern nach dem Einkommen fiktiver Personen. Beispiel: Was sollte ein Arzt, 55 Jahre alt, überdurchschnittlich engagiert, vier Kinder, verdienen? Im Durchschnitt hielten die Befragten ein Bruttogehalt von 7750 Euro für gerecht.

Bei der Frage, was eine Ärztin mit denselben Merkmalen verdienen sollte, lag der Schnitt nur bei 7300 Euro. Dabei war es egal, ob Männer oder Frauen antworteten. „Das heißt, selbst Frauen sind der Meinung, dass Frauen am Arbeitsplatz weniger verdienen sollten“, sagt DIW-Forscher Jürgen Schrupp. Und: In der gesamten Gesellschaft wird Frauenarbeit als weniger wert angesehen.

Forscher ergründen seit langem die Ursachen für unterschiedliche Verdienste von Männern und Frauen: Angeführt wird dabei oft die durch Kinder unterbrochene Karriere von Frauen oder eine Diskriminierung durch männliche Firmen-Chefs.

Frauen fordern aber eben auch in Gehaltsverhandlungen weniger Geld als Männer. Laut DIW orientieren sie sich gehaltsmäßig eher anderen Frauen als an Männern in ihren Berufen. Viele Frauen arbeiten außerdem in reinen „Frauenberufen“, wie zum Beispiel in der Erziehung. Dort ist das Lohnniveau niedriger als in Männerberufen.

Bayerns Frauenministerin Christine Haderthauer appelliert in der AZ an die Frauen: „Uns Frauen muss klar sein: Das Naturgesetz, dass Frauenarbeit weniger wert ist als Männerarbeit, gibt es nicht. Deshalb dürfen Frauen ihr Licht nicht unter den Scheffel stellen und selbstbewusst in Gehaltsverhandlungen gehen, ganz nach dem Motto: Ich möchte meine Familie auch alleine ernähren können.“

Die Wirtschaftsforscher fordern außerdem mehr Transparenz. „Sind Entlohnungsunterschiede zwischen den Geschlechtern sichtbarer, so ist zu erwarten, dass Frauen auch höhere Forderungen stellen.“ ta, bö

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