Gilchinger Gefahren
Vize-Chefredakteur der AZ Georg Thanscheidt über Fingerabdrücke am Schultor.
Nun hat der deutsche Drang nach größtmöglicher Sicherheit also eine weitere potenzielle Bedrohung ausgemacht: den Musikschüler. Eine Grundschule in Gilching erlaubt den Flöten-Freunden und Akkordeon-Aspiranten den Zutritt zum Schulgebäude nur, wenn ihr Fingerabdruck überprüft worden ist. Eine sinnvolle Sicherheitsmaßnahme oder eine überzogene Kontroll-Idee einer einzelnen Rektorin?
Sicher: Auch deutsche Schulen sind nach den Amokläufen von Erfurt und Ansbach keine Inseln der Seligen mehr. Und ist nicht erst am Dienstag ein offenbar geistig Verwirrter in eine Grundschule in Starnberg eingedrungen und hat die Kinder in Angst versetzt? Anlass zur Sorge gibt es für Eltern und Lehrer also durchaus – wenn es auch bisher in Deutschland zu keinen Bluttaten an Grundschulen gekommen ist.
Aber rechtfertigt das wirklich, Fingerabdrücke zu speichern und als „Schlüssel“ für eine Schule zu verwenden? Werden hier nicht erneut aus nichtigen Gründen Daten gesammelt? Grundsätzlich mag man das Prinzip „Einlass gegen Fingerabdruck“ gut finden, weil es das subjektive Sicherheitsgefühl steigert. Aber in Gilching hätte die bestehende Zugangskontrolle per Pin gereicht. Hier hätte die Rektorin mehr Fingerspitzengefühl zeigen müssen.
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