Gibt die Deutsche Bank die Privatkunden auf?
Frankfurt - Schwächelndes Geschäft, steigender Regulierungsdruck: Die Deutsche Bank kommt nicht so richtig voran, jedenfalls nicht so, wie sie es selber gerne sähe. Jetzt will der Dax-Konzern sein Geschäft umkrempeln. Das berichten mehrere Medien. Die Rede ist von einer neue Strategie, die im zweiten Quartal des Jahres vorgestellt werden soll. Radikalste Überlegung: Das wenig lukrative Privatkundengeschäft könnte aufgegeben werden.
Laut Berichten feilt das Deutsche-Bank-Management um Anshu Jain und Jürgen Fitschen seit Wochen an einem neuen Kurs für das größten deutschen Geldhaus. Dabei soll ohne Tabus geprüft werden, auf welche Geschäfte sich das Institut künftig konzentriert und was angesichts schwacher Gewinne sowie immer strengerer Regeln und Kapitalanforderungen nicht mehr gemacht wird. Zuletzt gab es dabei immer wieder Spekulationen über die Zukunft der Postbank.
Lesen Sier hier: Das sind die 30 Dax-Bosse
Die erste der drei Optionen sieht den Berichten zufolge nun vor, dass die Grundstruktur als Universalbank erhalten bleibt und die Deutsche Bank weiterhin praktisch alle Geschäfte vom Privatkundengeschäft bis zum Investmentbanking betreibt. Für diesen Fall sei ein erneuter Sparkurs vorgesehen. Unter anderem würde dann die Postbank, die immer noch als eigenständige Tochter an der Börse notiert ist, komplett in den Konzern integriert, um Doppelstrukturen abzubauen.
Variante zwei beinhaltet den Berichten zufolge schnellere Einschnitte. Laut "Süddeutscher Zeitung" und "Welt" würde dabei die Bilanzsumme von 1,7 Billionen Euro rasch um 400 Milliarden Euro verkleinert. Die Postbank würde verkauft oder große Anteile der Bonner Tochter würden wieder an die Börse gebracht. Aber auch das Investmentbanking müsste um 150 Milliarden Euro schrumpfen.
Sattes Gehaltsplus für Investmentbanker
Der klarste Schritt wäre die Aufspaltung der Bank und der Rückzug aus dem Privatkundengeschäft. Dieses könnte in einer neuen Gesellschaft mit den Marken Postbank und Deutsche Bank an die Börse gebracht werden. Übrig blieben in der Deutschen Bank das Investmentbanking, das Zahlungsverkehrsgeschäft und die Vermögensverwaltung. Laut "Welt" favorisieren Arbeitnehmervertreter die dritte Variante, weil damit dramatische Einschnitte bei Produkten und Arbeitsplätzen wohl ausblieben. Das "Handelsblatt" schreibt, dies sei intern das bevorzugte Modell. Allerdings würde dem Gesamtkonzern dann künftig die Einlagen der Privatkunden als wichtige und besonders stabil geltende Refinanzierungsquelle fehlen.
Die Deutsche Bank in Frankfurt kommentierte die Berichte nicht. Ein Sprecher bekräftigte lediglich, das Institut arbeite mit Nachdruck an der neuen Strategie.
Weniger Kopfzerbrechen als die Geschäftsstrategie hat dem Management das neue Boni-System bereitet. Entgegen den Bemühungen der Politik, extreme Gehaltsentwicklungen einzudämmen, hat die Deutsche Bank zuletzt draufgelegt. Zehn Milliarden Euro gab der Konzern 2014 für Gehälter aus. Zwei Milliarden davon kassierten die 2000 Top-Investmentbanker. Kniff gegen die Vorgaben der Politik: Die Management kappte die Boni, schraubte dafür aber die Fixgehälter nach oben.
Der Gewinn des Geldhauses betrug 2014 knapp 1,7 Milliarden Euro. Das war zwar deutlich mehr als ein Jahr zuvor, lag aber immer noch weit von eigenen Vorstellungen der Deutschbanker entfernt.
- Themen:
- Banken
- Dax-Konzerne
- Deutsche Bank